VERLETZUNGEN WUNDEN UND WUNDHEILUNG

Bei jeder Verletzung ist die Haut typischerweise als erstes Organ betroffen – von einer leichten Irritation bis zur schwerwiegenden Läsionen.

6 VERLETZUNGSARTEN IM ÜBERBLICK

1. Blasen

Zu den schmerzhaften Hautverletzungen gehören Blasen an Händen oder Füßen, die unter anderem beim Sport auftreten können. Blasen reichen von geröteten, leicht aufstehenden Hautstellen bis zu flüssigkeitsgefüllten Kavernen. Sie entstehen, wenn sich unter dauerhaftem Druck oder Reibung die untere und obere Hautschicht von einander lösen. Der entstehende Hohlraum füllt sich mit Blut oder Gewebeflüssigkeit. Meist verursachen Blasen während ihrer Entstehung kaum Beschwerden. Intakte Blasen sollte ungeöffnet bleiben, da mit dem Öffnen ein Infektionsrisiko entsteht.

2. Schürfwunden

Schürfwunden entstehen durch das Zusammentreffen von Haut und rauen Oberflächen. Dabei entstehen flächige Abschleifungen der Oberhaut mit unterschiedlicher Tiefe und unregelmäßigen Wundrändern. Die Wunden nässen meist stark. Sie sind oft schmerzhaft, weil bei der Abschürfung gewöhnlich Nervenenden freigelegt werden, die sich in der Lederhaut befinden. Typischerweise bluten Schürfwunden nur wenig und punktuell an Stellen wo Papillen der Lederhaut mit ihren haarfeinen Blutgefäßen aufgerissen wurden.

Durch den Schmutz, der möglicherweise von der Kontaktoberfläche in der Wunde gelangt, können Keime eindringen und zu einer Entzündung führen. Infizierte Schürfwunden sind gerötet, schmerzempfindlich, geschwollen und druckempfindlich. Die Infektion kann sich von der Wunde ausgehend über die Lymphbahnen und -knoten im Körper ausbreiten. Deshalb ist es wichtig, auch geringfügige Abschürfungen innerhalb von sechs Stunden zu versorgen und den Tetanus-Impfstatus zu prüfen. Abschürfungen heilen unter Schorf-Bildung am besten ab, meist ohne Narbe zurückzulassen. Narben entstehen nur, wenn auch die Lederhaut stärker betroffen ist.

3. Platz-, Quetsch- und Risswunden

Platzwunden zählen zu den häufigsten Alltagsverletzungen. Sie entstehen durch stumpfe, direkte Gewalteinwirkung auf die Hautoberfläche. Dabei überschreitet die Haut ihre Dehnbarkeitsgrenze und platzt auf. Daher entstehen Platzwunden häufig dort, wo die Haut unmittelbar über einem Knochen liegt: am Schädel, am Knie oder am Ellenbogen. Vor allem Kopfplatzwunden bluten stark, da die Kopfhaut besonders gut mit Blutgefäßen versorgt ist. Platzwunden sind schmerzhaft. Sie haben oft unregelmäßig ausgefranste Ränder, die weit auseinanderklaffen können, was die Infektionsgefahr erhöht. Wichtig ist, das Risiko einer Platzwunde richtig einzuschätzen – vor allem wenn Knochen, Nerven oder Sehnen mitbetroffen sind.

4. Schnittverletzungen

Schnittverletzungen entstehen, wenn scharfkantige Objekte wie Klingen die Haut in einer Linie durchtrennen. Dabei können tiefere Gewebeschichten betroffen sein. Die Wundränder sind meist glatt und klaffen nur wenig auseinander. Schnittwunden sind in der Regel weniger schmerzhaft als Platzwunden. Sie bluten jedoch stark, was infektiöse Fremdkörper aus der Wunde spült. Bei der Erstversorgung mit Verbandsmaterial ist es wichtig, dass die Wundränder genau aneinander liegen.

Die unmittelbare Umgebung einer Schnittwunde ist meist unverletzt, jedoch nicht die Gewebestrukturen unter der Haut. Sie müssen bei tieferen Wunden zunächst mit einer Spüllösung gesäubert werden. Dabei ist es wichtig zu prüfen, ob größere Blutgefäße, Nerven oder Sehnen verletzt sind. Dauerhafte Bewegungseinschränkungen, Lähmungen oder Taubheiten könnten sonst die Folge sein. Je nach Größe des Schnittes kann er mit einem Wundnahtstreifen, Gewebekleber oder einer Naht verschlossen werden. Tiefere Wunden hinterlassen nach der Heilung gewöhnlich eine Narbe.

5. Stichwunden (Pfählungsverletzungen)

Stichwunden und andere Pfählungsverletzungen (darunter auch Schusswunden) sind oberflächlich meist kleine Wunden, die sehr tief reichen können. Oft ist es schwierig, Stichwunden richtig einzuschätzen, weil der schmale Stichkanal kein Eingrenzen des Verletzungsausmaßes zulässt. Oft bluten Stichwunden nur wenig nach außen. Die Gefahr innerer Blutungen ist jedoch erheblich. Tiefe Verletzungen bergen zudem ein hohes Infektionsrisiko. Am Unfallort sollte deshalb der verletzende Gegenstand in der Wunde bleiben, um heftige Blutungen und die Öffnung von Körperhöhlen zu vermeiden, bevor eine chirurgische Versorgung möglich ist.

6. Verbrennungen

Bei einer Verbrennung kommt es zu einer Schädigung der Haut und des darunter liegenden Gewebes durch übermäßige Hitzeeinwirkung. Die auftretenden Läsionen können sowohl nur die oberflächliche Hautschicht betreffen, als auch tief ins Untergewebe reichen. Brandwunden heilen meist schlecht, da viele Hautzellen von der thermischen Zerstörung betroffen sind. Der verletzte Körperbereich setzt zudem Botenstoffe frei, die zu einer Entzündungsreaktion im ganzen Körper führen können. Schwierig bei Verbrennungen höheren Grades ist auch die nicht vorhersehbare Narbenbildung.

Verbrennungsverletzungen unterteilen sich in drei Schweregrade:

  • Verbrennung I. Grades: Verbrennung der obersten Hautschicht (Epidermis).
    Die Haut ist gerötet, trocken, geschwollen und sehr schmerzempfindlich. Die Wunde heilt jedoch meist innerhalb weniger Tage ohne Narbenbildung von selbst ab.

  • Verbrennung II. Grades: Schädigung der Epidermis und der Lederhaut.
    IIa: Sind nur die obersten Schichten der Lederhaut beeinträchtigt, ist die Wunde rot und nässt. Es bilden sich Blasen, die sich mit Gewebeflüssigkeit füllen, begleitet von schweren Schmerzen. Grad IIa heilt jedoch meist ohne oder mit einer kaum sichtbaren Narbe ab.
    IIb: Bei Verbrennungen der tieferen Schichten der Lederhaut, ist die Haut eher trocken mit nur wenigen Blasen. Es treten kaum Schmerzen auf, da die Nervenenden in der Haut bereits geschädigt sind. Die verbrannten Stellen fühlen sich hart an. Grad IIb hinterlässt meist eine deutliche Narbe.

  • Verbrennung III. Grades: Zerstörung der gesamten Haut mit den Haaren.
    Das Unterfettgewebe liegt frei. Zudem können tieferer Bereiche wie Muskeln, Sehnen, Nerven, Blutgefäße oder Knochen verletzt sein. Die Haut kann unterschiedliche Färbungen annehmen, von weißlich bis tiefschwarz. Die Wunde ist trocken, blasenfrei und sehr hart. Der Betroffen spürt im Hautbereich keine Schmerzen.

Wichtig ist, kleine Verbrennungen einige Minuten unter fließendem kalten Wasser zu kühlen – jedoch nicht mit Eiswasser. Die Kühlung lindert Schmerzen und verhindert, dass Hitze aus bereits verbranntem Gewebe in tiefere Hautschichten abgegeben wird. Außerdem wirkt die Kühlung gegen eine Histamin-Ausschüttung und damit gegen Wundödeme. Offene Brandwunden gilt es, nur mit sterilen Wundauflagen abzudecken und keine Brandsalben oder Gele zu verwenden.

Was passiert, wenn Verletzungen heilen?

 

Letzte Aktualisierung: 23.03.2021

REFERENZEN

Quelle:
Modifiziert nach: Protz K., Timm J. H., Moderne Wundversorgung, 8. Auflage 2016, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, ISBN: 9783437278853, Zugriffsdatum 27. Mai 2018:
 https://shop.elsevier.de/moderne-wundversorgung-9783437278853.html?gclid=EAIaIQobChMIkeC81cSi2wIVZLftCh3a1gVdEAQYAiABEgI21fD_BwE