NERVEN UND NERVENSYSTEM
Das menschliche Nervensystem besteht aus Milliarden von Nervenzellen im Gehirn und (in der Summe) kilometerlangen Nervenbahnen im Körper. Es kontrolliert nahezu alle Körperfunktionen und ermöglicht das Bewusstsein des Menschen1.
Das Nervensystem im Überblick mit den folgenden 4 Themenschwerpunkten:
Der Aufbau des Nervensystems
Hinter Begriffen wie somatisches und vegetatives Nervensystem, Sympathikus und Parasympathikus stehen komplexe Vorgänge im menschlichen Körper. Dabei arbeiten Sinnesorgane, Nervenzellen, Gehirn, Rückenmark und Muskelzellen eng zusammen 1.
Die Entwicklung des Nervensystems
Vom einfachen Gehirn eines Wurms, über jenes von Kraken bis zum komplexen Zentralen Nervensystem eines Menschen war es eine lange Entwicklung. Trotz der Unterschiede haben die verschiedenen Gehirn-Entwicklungsstufen einige Gemeinsamkeiten 2.
Mehr zur Entwicklung der Nervensysteme und ihren 5 Grundformen
Wenn das Nervensystem krank ist
Alzheimer, Multiple Sklerose und Parkinson gehören zu den bekanntesten Erkrankungen des Nervensystems. Ihre Ursachen sind häufig noch unklar. Alle beeinträchtigen jedoch erheblich die Lebensqualität der Betroffenen 3.
Mehr zu den Hintergründen, Symptomen und möglichen Therapien bei Erkrankungen des Nervensystems
Nervengifte – zwischen Blei und Botox
Ob als Schlangengift oder militärischer Kampfstoff – Nervengifte (Neurotoxine) schädigen Nervenzellen – häufig an den empfindlichen Übertragungsstellen (Synapsen) zwischen den Zellen. Manche Nervengifte wie Botox werden auch in der Medizin eingesetzt 4.
Neurochirurgie – hochmodern mit steinzeitlichen Wurzeln
Operationen am lebenden Gehirn gehören heute zum Standard der Medizin. Durch moderne Bildgebungsverfahren und Operationstechniken entstand die Neurochirurgie von heute.
DIE GESCHICHTE DER NEUROCHIRURGIE
Die Neurochirurgie befasst sich mit der operativen Behandlung von Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems – darunter Verletzungen, Tumoren und Missbildungen von Schädel, Gehirn, Rückenmark und Nerven. Weitere Erkrankungen sind Blutungen, Gefäßfehlbildungen, bandscheibenbedingte Erkrankungen oder funktionelle Störungen wie Schmerz, Epilepsie und Bewegungsstörungen.
Beginn der Neurochirurgie am Ende des 19. Jahrhunderts
Die moderne Neurochirurgie begann Ende des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung geeigneter Untersuchungsverfahren des Nervensystems sowie den Fortschritten in den Bereichen Keimfreiheit, Blutgerinnung und Anästhesie. Dazu kamen die modernen bildgebende Verfahren der Neuroradiologie wie Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT). Weitere wichtige Grundlagen der funktionserhaltenden Neurochirurgie waren neue Technologien wie Operationsmikroskope und die Entwicklung mikrochirurgischer Techniken.
Die 3 Phasen der Neurochirurgie
1. Ältere Neurochirurgie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
Die Geschichte der Neurochirurgie beginnt mit steinzeitlichen Schädelbohrungen und antiken Gehirnoperationen, um Schädel-Hirn-Verletzungen oder psychische Erkrankungen zu behandeln. Die damaligen Operateure hatten keine Vorstellung von der Anatomie und Funktion des Gehirns. Ihre Eingriffe waren daher ungezielt. Mit der Entwicklung der neurologischen Wissenschaft endet diese geschichtliche Phase.
2. Konventionelle Neurochirurgie, Ende 19. Jahrhundert bis Mitte 1960
Das Wissen um den Aufbau und die Funktion des Nervensystems ermöglichte gezielte Eingriffe. So wurde 1884 der erste Gehirntumor operiert. Aufgrund der fehlenden Bildgebung war eine genaue OP-Planung noch nicht möglich. Ultraschall-Methoden erlaubten erstmals eine grobe Lokalisation von beispielsweise Gehirntumoren. Mit der zerebralen Angiographie (Gefäßdarstellung des Gehirns) Ende der 1920er Jahre, konnten die Neurochirurgen erstmals Gefäßprozesse darstellen. Die Angiographie gab zudem Hinweise auf gutartige oder bösartige Veränderungen im Gehirn. Viele der damals entwickelten Operationstechniken sind heute noch im Einsatz. Mit den modernen Bildgebungsverfahren und mikrochirurgischen Methoden begann die Phase der modernen Neurochirurgie.
3. Moderne Neurochirurgie
Die mikrochirurgischen Operationstechniken ermöglichten operative Eingriffe auch in schwierigen und funktionell wichtigen Gehirnarealen. Sie erlaubten zum Beispiel die Nutzung natürlicher Spalträume des Gehirns, um tiefgelegene Strukturen zu erreichen, ohne das gesunde Gehirn, Hirnnerven oder Hirngefäße zu beschädigen. Mithilfe der modernen bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) lassen sich krankhafte Veränderungen darstellen. So ist heute präoperativ eine exakte Planung des operativen Eingriffs möglich. Mit den technischen Entwicklungen reduzierte sich die Sterblichkeit in der Neurochirurgie erheblich. Ziel der modernen Neurochirurgie ist deshalb, die Gehirnfunktion zu erhalten 5.
Letzte Aktualisierung: 11.05.2021
REFERENZEN
[1] Modifiziert nach: Michael-Titus, A. et al., Organsysteme verstehen - Nervensystem, 1. Auflage 2018, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, ISBN: 9783437429972, Zugriffsdatum 06. Juni 2018: https://shop.elsevier.de/organsysteme-verstehen-nervensystem-9783437429972.html?gclid=EAIaIQobChMI07OKo5a42wIVRmQZCh1JGQ0XEAQYAiABEgJUQfD_BwE
[2] Modifiziert nach: Roth G., Lexikon der Neurowissenschaft, Evolution der Nervensysteme und Gehirne, spektrum.de, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Zugriffsdatum 06. Juni 2018: https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/evolution-der-nervensysteme-und-gehirne/3758
[3] Modifiziert nach: Berlit P., Basiswissen Neurologie, 6. Auflage 2014, Springer-Verlag, ISBN: 978-3-642-37783-9, Zugriffsdatum 06. Juni 2018: https://www.springer.com/de/book/9783642377839#aboutBook
[4] Modifiziert nach: Freissmuth M. et al., Pharmakologie und Toxikologie, 2. Auflage 2016, Springer-Verlag, ISBN: 978-3-662-46688-95, Zugriffsdatum 06. Juni 2018: https://www.springer.com/de/book/9783662466889
[5] van Velthoven-Wurster V, Historie der Neurochirurgie, Klinik für Neurochirurgie, Universität Freiburg, Zugriffsdatum 06. Juni 2018: https://www.uniklinik-freiburg.de/neurochirurgie/abteilungen-und-sektionen/historie-der-neurochirurgie.html