HERZ
Ein etwa faustgroßer Muskelsack mit einem System aus Vorhöfen, Herzklappen und -kammern und zugleich der Motor des Lebens: Das Phänomen Herz einfach auf den Punkt gebracht 1. Jenseits seiner medizinischen Funktion zeigen unzählige Redensarten mit und um das Herz, wie wichtig es den Menschen ist.
Lesen Sie kompakte Antworten auf diese drei Fragen zum großen Thema „Herz“:
- Wie ist das Herz aufgebaut und wie funktioniert es?
- Wie hat sich die moderne Herz-Medizin (Kardiologie) entwickelt?
- Wie hängen Lebensstil, zum Beispiel das Rauchen, und Herz-Erkrankungen zusammen?
So arbeitet das Herz
Wie ein Kreuz ist das Herzinnere durch zwei senkrecht auf einander stehende Wände in vier Bereiche gegliedert. Im gesunden Herz teilt eine Scheidewand (Septum) das Organ in ein Rechts- und Linksherz mit insgesamt vier Herzkammern. So einfach sieht das zentrale Pumpsystem des menschlichen Körpers aus. Umso ausgefeilter ist seine Funktion 1.
Moderne Herz-Medizin von der Renaissance bis heute
Der englische Arztes William Harvey (1578-1675) gilt als Entdecker des Blutkreislaufs. Er steht damit für den Beginn einer neuen, naturwissenschaftlichen Herz-Medizin. 1897 gelang dem Chirurgen Ludwig Rehn eine „Herznaht“ und damit die erste Herzchirurgie. Begriffe wie Herz-Lungen-Maschine, Bypass-Operationen oder Herzkatheter veranschaulichen nur einige Aspekte der beeindruckenden Entwicklung in der modernen Herz-Medizin (Kardiologie) 2.
Kardio-Myo-was? – so hängen Herz-Erkrankungen und Lebensstil zusammen
Kardiomyopathie, Myokarditis, koronare Herzerkrankung – diese Begriffe stehen häufig im Raum, wenn das Herz nicht mehr leistungsfähig ist. Ursachen dafür können zum einen Infektionen durch Viren oder Bakterien sein. Noch häufiger beeinflusst der Lebensstil die Herz-Gesundheit. Unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung, Alkohol und vor allem das Rauchen können das Herz krank machen 1, 3.
Mehr zu Herz-Erkrankungen und Lebensstil
Neben der medizinischen seiner Bedeutung, ist das Herz in vielen Kulturen ein wichtiges Symbol.
HERZ – ZWISCHEN SYMBOL UND MYTHOS
Von mittelalterlichen Wappen, über religiöse Kulte und Sinnbild für Treue, Liebe und Tapferkeit bis zum Facebook-Like – die Liste der Anwendungsbeispiele des Herz-Symbols ließe sich beliebig verlängern.
Herz-Symbole – Jahrtausende alt
Das Herz findet sich als Symbol bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. auf einem Tonpokal aus dem Gebiet des heutigen Afghanistan. Die meisten alten Kulturen kannten das Herz-Symbol. Beispielsweise waren herzförmige Efeu- und Weinranken ein beliebter Dekor auf griechischen Vasenbildern und etruskischen Grabmalereien. In den griechischen, römischen und frühchristlichen Kulturen galt das Efeublatt mit seinen herzförmigen Blättern auch als ein Zeichen unsterblicher Liebe 4.
Ab dem Mittelalter: Das rote Herz als Symbol für Liebe, Treue, Tapferkeit
Das stilisierte Feigen-, Efeu- oder Weinblatt als religiöses Herzsymbol wurde in der mittelalterlichen Minneliteratur zum roten, weltlichen Spielkartenherzen. In der Buchmalerei des 12. und 13. Jahrhunderts bildeten Mönche, Lebensbäume mit Herzblättern ab. Das Herz in der Farbe Rot wie warmes Blut breitete sich rasch über ganz Europa aus. Es schmückte Wappen und Spielkarten. Gotische Grabmäler wurden mit Herzblatt und Herzdarstellungen versehen. Im Zeitalter der Renaissance und vor allem im Barock, stand das Herz im Wappen als Symbol für ewige Treue und Tapferkeit 4.
Das Herz im Christentum
Mit dem Herz-Jesu-Kult, der Herz-Jesu- und Herz-Mariä-Andacht hat die katholische Kirche die einst heidnische Symbolik übernommen und weiter ausgebaut. Missionare vom heiligsten Herzen Jesu, Herz-Jesu-Priester und auch Frauen vom heiligsten Herzen Jesu sorgten im 19. Jahrhundert für weitere Popularität des Herz-Symbols. Bereits hundert Jahre früher hatten die Jesuiten ein „Hand- und Herzgebetbüchlein von dem allerheiligsten Herzen Jesu“ und auch ein „Gebetbüchlein von dem Herzen Mariä“ drucken lassen. In der sakralen Kunst trugen Engel und Heilige das stilisierte rote Spielkartenherz in der Hand und reichten es Gott als Zeichen ihrer Liebe. Sie folgten damit das biblische Gebot „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte“ (Matthäus, 22, 37). Herz und Seele waren demnach eins in der jüdischen und christlichen Gottesverehrung 4.
Das Herz im Buddhismus und Islam
Im Buddhismus entwickelte sich das Herz ebenfalls aus dem Blatt des Feigenbaums – ein Symbol der Erleuchtung, nicht der Liebe. Nach der Überlieferung erlebte Siddharta Gautama unter einem Feigenbaum seine erlösende Erleuchtung und wurde zum Buddha. Im islamischen Sufismus galt das Herz als Organ der sinnlichen und geistigen Erkenntnis. In der arabischen Literatur sind häufig Abbildungen von flammenden Herzen zu sehen, die mit Inspiration durch Allah in Verbindung gebracht worden sind 4.
Das Herz bei den Azteken und Ägyptern
Bei den Azteken im heutigen Mexiko spielten Menschenopfer eine wichtige Rolle. Den Opfern wurde die Brust bei lebendigem Leibe aufgeschnitten und das Herz herausgerissen, um es noch schlagend dem Sonnengott zu opfern, um so das Überleben des Volkes zu sichern. Den alten Ägyptern war das Herz so wichtig, dass sie bei der Einbalsamierung der Toten als einziges inneres Organ im Körper beließen. Auch bei den Ägyptern wurde das Herz als Zentrum für Emotionen und Verstand angesehen. Das Herzsymbol als Hieroglyphe wies hohe Ähnlichkeit mit der anatomischen Form des Herzens auf 4.
Letzte Aktualisierung: 11.05.2021
REFERENZEN
Quellen:
[1] modifiziert nach Noble, A et al., Organsysteme verstehen - Herz-Kreislauf-System, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 11. Juli 2017, ISBN: 3437429841, Zugriffsdatum 22. April 2018: https://shop.elsevier.de/organsysteme-verstehen-herz-kreislauf-system-9783437429842.html?gclid=EAIaIQobChMI2O_3rfvL2gIVSImyCh1GFQnyEAQYAiABEgKqlPD_BwE
[2] Geschichte der Kardiologie, Herausgeber: Prof. Dr. med. Günter Hennersdorf, Zugriffsdatum 22. April 2018: http://cardhistory2.ghennersdorf.net/
[3] modifiziert nach Erdmann E (Herausgeber), Klinische Kardiologie, Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße, 8. aktualisierte Auflage, März 2011, ISBN: 3642164803, Springer-Verlag GmbH, Zugriffsdatum 22. April 2018: https://www.springer.com/de/book/9783642164804
[4] modifiziert nach Hoystad OM, Kulturgeschichte des Herzens. Von der Antike bis zur Gegenwart, Böhlau-Verlag 2006; ISBN 3-412-28705-9, Zugriffsdatum 22. April 2018: http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-28705-4.html