BEWEGUNG UND ÜBERGEWICHT

Platz 19 für Deutschland und damit knapp unterhalb des Durchschnitts aller Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – wenn es um krankhaftes Übergewicht (Adipositas) geht. Nach der OECD-Statistik mit Daten aus 2012 sind 14,7 Prozent der Männer und 13,8 Prozent der Frauen in Deutschland von Adipositas betroffen 1.

Übergewicht, Adipositas und der BMI

Was Übergewicht heißt und ab wann es sich um Adipositas handelt, definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anhand des Body Mass Index‘ (BMI):

BMI = Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat.

Gemessen am BMI definiert die WHO Übergewicht ab einem Wert von 25 kg/m². Ab 30 kg/m“ beginnt demnach Adipositas 2.

Adipositas mit steigendem Trend

Das deutsche Robert Koch-Institut kommt auf andere Werte als die OECD. 2011 waren demnach 23,3 Prozent der Männer und 23,9 Prozent der Frauen adipös. Diese Werte nahmen seit 1998 zu – insbesondere bei jüngeren Erwachsenen. Von Adipositas waren damals 18,9 Prozent der Männer und 22,5 Prozent der Frauen betroffen. Von 1998 im Vergleich zu 2011 in etwa gleich geblieben ist hingegen der Anteil der Übergewichtigen: 67,1 Prozent der Männer und 53,0 Prozent der Frauen sind übergewichtig 3.

Die Folgen von Übergewicht

Übergewicht wirkt sich auf Stoffwechsel und Bewegungsapparat aus. So verändert es die Zusammensetzung des Blutes, was zu Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose) führen kann. Daher steht es in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck sowie Typ-2-Diabetes (Altersdiabetes) und seinen Vorstufen wie Metabolisches Syndrom. Übergewicht trägt durch die Überbeanspruchung von Gelenken zu Arthrose bei sowie möglicherweise zu einigen Krebserkrankungen 4.

Übergewicht, Sport und Herz-Gesundheit

Vor allem das Herz ist von Übergewicht betroffen. Der gestörte Fett- und Zuckerstoffwechsel von Übergewichtigen führt häufig zu Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen. Mögliche Folgen sind koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt. Außerdem schädigen Entzündungsstoffe aus dem Fettgewebe direkt den Herzmuskel, was das Vorhofflimmern begünstigt und schließlich zu einer Herzinsuffizienz führen kann. Nehmen Übergewichtige ab, sinkt der Blutdruck und der Stoffwechsel verbessert sich – mit positiven Folgen für das Herz-Kreislauf-System. Unabhängig von einer Gewichtsabnahme kann Bewegung die Risikofaktoren von Übergewicht reduzieren helfen. Studienergebnisse zeigen, dass bereits sieben bis acht Minuten körperliches Training täglich das Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung oder für Diabetes um bis zu 20 Prozent vermindert. 20 Minuten Bewegung täglich würden demnach ähnlich wirken, wie 20 kg Gewichtsabnahme in zwei Jahren. Wichtig ist jedoch, dass das Training das Herz-Kreislauf-System ankurbelt und in der Muskulatur die Ausschüttung bestimmter Hormone auslöst 5.

Mehr zu Sport bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bewegung, Sport und Abnehmen

Weniger als angenommen hilft Bewegung beim Abnehmen. Der Energiemehrbedarf durch Bewegung ist überschaubar. Gleichzeitig baut der Körper Muskelmasse auf, so dass das Gewicht insgesamt gleichbleibt oder sogar steigt 6.

 

Letzte Aktualisierung: 08.02.2021

REFERENZEN

[1] Ländervergleich Obesity and Overweight, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Zugriffsdatum 17. Juni 2018 https://compareyourcountry.org/obesity?cr=oecd&lg=de&page=0&visited=1
[2] Weltgesundheitsorganisation, Obesity and Overweight, Key Facts, 18. Oktober 2017, Zugriffsdatum 17. Juni 2018: http://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight
[3] Mensink GBM et al., Übergewicht und Adipositas in Deutschland Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1), Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:786–794 DOI 10.1007/s00103-012-1656-3, 27. Mai 2013, Springer-Verlag, Zugriffsdatum 17. Juni 2018: https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/1481/23JuqX9byg62Q.pdf?sequence=1&isAllowed=y
[4] Modifiziert nach: Petermann F., Pudel V. (Hrsg.), Übergewicht und Adipositas, 1. Auflage 2003, Hogrefe-Verlag, ISBN 9783801716875, Zugriffsdatum 17. Juni 2018: https://www.hogrefe.de/shop/uebergewicht-und-adipositas-65358.html
[5] Übergewicht: Sport senkt Herz-Kreislauf-Risiko – auch ohne Gewichtsabnahme, Newsletter Gesundheitsforschung, Herausgeber Bundesministerium für Bildung und Forschung, Juni 2018, Zugriffsdatum 17. Juni 2018: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/ubergewicht-sport-senkt-herz-kreislauf-risiko-auch-ohne-gewichtsabnahme-8049.php
[6] Abnehmen Sport allein macht nicht schlank, Spiegel Online, 17.11.2014, Zugriffsdatum 17. Juni 2018: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/abnehmen-nur-sport-allein-macht-nicht-schlank-a-1002908.html