WENN DER SCHLAF GESTÖRT WIRD

Schnarchen, Schlafwandeln und Schlafapnoe sind Beispiele für Störungen während des Schlafs. Der folgende Überblick geht 6 Schlafbesonderheiten auf den Grund:

1. Schlafapnoe

Nach groben Schätzungen leiden rund 4 Prozent der Erwachsenen in Deutschland am Schlafapnoe-Syndrom [1], einem häufig auftretenden Atemstillstand während des Schlafs. In der Folge kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung des Körpers. Die Betroffenen wachen daher häufig während des Nachtschlafs auf und leiden am Folgetag unter Müdigkeit. Die Atemaussetzer können bis zu 90 Sekunden andauern. Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Schlafapnoe. Sie leiden jedoch an den Folgen: Tagesmüdigkeit aufgrund des fehlenden Tiefschlafs, Kopfschmerzen, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Zudem erhöht die Tagesmüdigkeit das Unfallrisiko 2.

Die Ursachen der Schlafapnoe

Bei einer zentralen Schlafapnoe kann das Zentralen Nervensystems (ZNS) geschädigt sein. Das Gehirn verarbeitet Informationen fehlerhaft und leitet zeitweilig keine Impulse an die Atemmuskulatur weiter. Bei einer obstruktiven Schlafapnoe sind häufig die oberen Atemwege verengt. Die Ursachen sind vielfältig: Übergewicht, Polypen, Fehlstellungen des Unterkiefers, Vergrößerung der Zunge, Alkohol, Medikamente 2.

Die Folgen der Schlafapnoe

Der Sauerstoffmangel im Schlaf führt zu einer Stressreaktion im Körper. Der ständige Alarmzustand führt zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Darunter leidet vor allem der Tiefschlaf und damit auch die nächtliche Regeneration des Organismus. Aufgrund der Unterversorgung mit Sauerstoff steigt das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt 2.

Diagnostik und Behandlung der Schlafapnoe

Die Diagnose der Schlafapnoe in einer Schlafambulanz oder Schlafklinik besteht aus der Aufzeichnung von Gehirnströmen (EEG) und der Messung von Vitalfunktionen. Zur Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe erhalten die Patienten eine spezielle Sauerstoffmaske (CPAP-Maske) für die Nacht. Die Maske gewährleistet eine kontinuierliche Sauerstoffversorgung (Continuous Positive Airway Pressure, CPAP-Therapie) 2.

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2. Schnarchen

Schnarchen ist eines der wesentlichen Symptome der schlafbezogenen Atmungsstörungen (SABS). Nahezu jeder Zweite ist betroffen [1]. Es deutet auf eine Verengung der Atemwege hin, die den Betroffenen das Atemholen im Schlaf erschwert. Das anstrengende Luftholen durch die verengten Atemwege verursacht die typischen Schnarchgeräusche. Die Schnarch-Neigung steigt mit dem Alter. Die Medizin unterscheidet Gelegenheitsschnarchen und Dauerschnarchen.

  • Bei Gelegenheitsschnarchern hilft oft schon eine Veränderung der Schlafposition, damit die Schnarchgeräusche verschwinden. Eine Seitenlage statt Rückenlage kann zum Beispiel für Ruhe und gleichmäßige Atmung sorgen.
  • Das Dauerschnarchen kann auf ernsthafte Beschwerden hinweisen – beispielsweise auf eine obstruktive Schlafapnoe. Ein anhaltendes, auffälliges Schnarchverhalten mit Tagesmüdigkeit bedarf der ärztlichen Abklärung (Internist, Lungenfacharzt, HNO-Arzt).

3. Sekundenschlaf

Jeder 4. Unfalltote auf Autobahnen geht auf Sekundenschlaf zurück 3. Der Sekundenschlaf kündigt sich mit Müdigkeitssymptomen und verringerter Reaktionsbereitschaft an. Erste Warnzeichen sind, wenn sich die Augenlider mehrmals sekundenlang unkontrolliert schließen 3.

4. Narkolepsie

Ursache der Schlafstörung Narkolepsie ist eine neurologische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus‘. Die Betroffenen haben auch tagsüber ein starkes Schlafbedürfnis mit Schlafattacken. Sie schlafen beispielsweise während der Arbeit oder dem Autofahren ein 4. In Europa sind schätzungsweise etwa 26 bis 50 von 100.000 Menschen von Narkolepsie betroffen – mit einer hohen Dunkelziffer 5.

4 Symptom-Bereiche der Narkolepsie

Die Symptome der Narkolepsie äußern sich vor allem in vier Bereichen:

  • Schlafzwang
  • Verlust der Muskelanspannung (Kataplexie)
  • Abnormer Schlafrhythmus
  • Schlaflähmung (Schlafparalyse) mit „hypnagogen Halluzinationen“ 4.

Narkolepsie – Ursachen unbekannt

Die Ursachen der Narkolepsie sind noch nicht geklärt. Möglicherweise spielen genetische Faktoren eine Rolle. Zudem könnten Gehirnregionen beeinträchtigt sein, die an der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt sind. Narkolepsie-Patienten leiden jedoch nicht zwangsläufig an psychischen Störung oder geistigen Minderleistungen. Sie sind häufig psychisch unauffällig 4

Narkolepsie-Therapie mit Verhaltensänderungen

Narkolepsie lässt sich nicht im eigentlichen Sinn heilen. Hilfreich sind verschiedene Methoden der Verhaltensänderung:

  • Verbesserung von Coping-Strategien (Akzeptanz: „Mit der Krankheit leben“)
  • Verbesserung der Schlafhygiene
  • Individuell angepasste Tagschlaf-Episoden 4

Medikamente können Tagesmüdigkeit und Schlaflähmungen zumindest lindern.

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5. Restless-Legs-Syndrom und Schlafstörungen

Typische Symptome des Restless-Legs-Syndroms sind Kribbeln, Ziehen oder Brennen in den Beinen, das hauptsächlich auftritt, wenn der Körper zur Ruhe kommt. Die Betroffenen verspüren auch einen starken Bewegungsdrang. Neben den Beinen können auch die Arme betroffen sein. Das Restless-Legs-Syndrom ist häufig verantwortlich für Schlafstörungen, insbesondere in der Einschlafphase. Viele Betroffene leiden unter einem ständigen Beinezucken während des Schlafes, dem „periodic movement in sleep“ 6.

Vom Restless-Legs-Syndrom sind etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung betroffen - Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. Aufgrund von Beschwerden behandlungsbedürftig sind rund 1 bis 2 Prozent 7.

Ursachen und Behandlung des Restless-Legs-Syndroms

Als mögliche Ursachen kommen neben Vererbung auch eine Reihe erworbener Erkrankungen in Frage:

  • Nierenerkrankungen (Dialyse),
  • Rheumatoide Arthritis,
  • Schäden an der Wirbelsäule,
  • Diabetes mellitus,
  • Schilddrüsenerkrankungen,
  • Eisenmangel,
  • Schwangerschaft,
  • Medikamenten wie Antidepressiva und Antiepileptika,
  • Koffein,
  • Alkohol.

Die Behandlung des Restless-Legs-Syndroms richtet sich zum einen auf etwaige Grunderkrankungen und zum anderen auf die Vermeidung von äußeren Ursachen. Zudem können Medikamente helfen 6.

6. Schlafwandeln

Beim Schlafwandeln handelt es sich um eine Störung des Aufwachmechanismus (Somnambulismus, Somnambulie). Dabei stehen die Betroffenen bevorzugt im ersten Drittel von Tiefschlafphasen auf, gehen umher oder verlassen im Extremfall ihre Wohnung. Das Schlafwandeln kann wenige Minuten bis zu einer halben Stunde dauern. Die Schlafwandler bewegen sich mit ausdrückloser Mimik, geöffneten Augen und zumeist geradeaus. Dabei setzen sie sich einer hohen Verletzungsgefahr aus.

Schlafwandeln vor allem bei Kindern

Rund 15 Prozent der 5- bis 12-Jährigen erleben mindestens eine, 3 bis 6 Prozent dieser Altersgruppe mehrere Schlafwandelepisoden. Häufig tritt Schlafwandeln erstmals zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr auf und verliert sich oft ab einem Alter von 16 Jahren. Die Häufigkeit im Erwachsenenalter liegt bei etwa 1 Prozent. Im Kinder- und Jugendalter tritt es oftmals nach Übermüdung oder emotionaler Belastung auf. Aufgrund der familiären Häufung des Schlafwandelns, spielen möglicherweise genetische Faktoren eine Rolle.

Die Therapie des Schlafwandelns

Bei vielen Betroffenen legt sich das Schlafwandeln von selbst – ohne gezielte Therapie. Wichtig sind jedoch präventive Vorkehrungen, um Verletzungen zu vermeiden. Daneben kommen verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Entspannungstechniken zum Einsatz 8.

Letzte Aktualisierung: 23.03.2021

REFERENZEN

[1] Schnarchen & Schlafapnoe - Definition und Häufigkeit, HNO-Ärzte im Netz, Zugriffsdatum 11. Juni 2018: https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schnarchen-schlafapnoe/definition-und-haeufigkeit.html
[2] Modifiziert nach: Berlit P., Memorix Neurologie, Zentrale und neuromuskuläre Atemstörungen, 4. Auflage (2006), Thieme Verlagsgruppe, ISBN 9783131400949, Zugriffsdatum 11. Juni 2018: https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/book/10.1055/b-002-54096
[3] Die Deutschen fahren im Schlaf: Jeder 4. Unfalltote auf Autobahnen aufgrund von Sekundenschlaf, Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, Juni 2016, Zugriffsdatum 11. Juni 2018http://www.dgsm.de/downloads/veranstaltungen/tag_des_schlafes2016/Pressetext%20%20Die%20Deutschen%20fahren%20im%20Schlaf%20%C3%BCb%20we%2002_06_2016.pdf
[4] Modifiziert nach: Holzinger, B., Klösch, G., Schlafstörungen, 1. Auflage 2018, Springer-Verlag, 978-3-662-54667-3, Zugriffsdatum 11. Juni 2018:
https://www.springer.com/de/book/9783662546673#otherversion=9783662546680
[5] Narkolepsie – Patientenratgeber der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), 21.10.2011, Zugriffsdatum 11. Juni 2018:
http://www.dgsm.de/downloads/patienteninformationen/ratgeber/DGSM%20Ratgeber%202015/Narkolepsie%20DIN%20A5%20-%20PFADE.pdf
[6] Schneider V., Das Restless-Legs-Syndrom, 1. Auflage 2017, Springer-Verlag, ISBN: 978-3-658-18243-4, Zugriffsdatum 11. Juni 2018https://www.springer.com/de/book/9783658182434?gclid=EAIaIQobChMIhoePoJbH2wIVb7XtCh0GoAIdEAQYAiABEgJE0PD_BwE
[7] Alles über Restless-Legs-Syndrom, Deutsche Restless Legs Vereinigung e.V., Zugriffsdatum 11. Juni 2018https://www.restless-legs.org/
[8] Kasper S., Volz, H.: Psychiatrie und Psychotherapie compact, 8.3 Parasomnien, 3. Auflage 2014, Thieme-Verlag, ISBN: 9783131251138, Zugriffsdatum 11. Juni 2018: https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-93947