MUSKULATUR ALS SCHÖNHEITSIDEAL

Schönheitsideale hängen vom Kulturkreis und der geschichtlichen Epoche ab. Dessen ungeachtet gibt es zeitlose Schönheitsmerkmale, bei denen die Muskulatur eine wichtige Rolle spielt. Zu den universellen Schönheitsidealen gehören beispielsweise ein niedriger Taille-Hüfte-Quotient, der „goldene Schnitt“ des Gesichts und ein muskulöser Körper, bei Männern vorzugsweise in V-Form. Diese Merkmale stehen für Gesundheit und Fruchtbarkeit. Tatsächlich hat sich beispielsweise ein hoher Taille-Hüfte-Quotient („waist-to-hip ratio“) bei Männern und Frauen als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen etabliert.

Bei Männer wichtig: Schöne Muskulatur

Die Ausgewogenheit der Proportionen galt seit der Antike als wichtigstes Kriterium für Schönheit. Dabei spielten die Muskeln bei Männern eine größere Rolle als bei Frauen. Die zwei antiken männlichen Schönheitsideale waren: der reife Herkules und der jugendliche Adonis. Herkules präsentiert sich kraftvoll mit perfektem Waschbrettbauch. Adonis überzeugt dagegen optisch mit harmonischen Proportionen seines athletischen Körpers.

Muskulatur, Schönheit und die Frauen

Vorbilder für weibliche Schönheit in der Antike waren die Liebesgöttinnen Aphrodite und Venus sowie der starke, männliche Frauentypus der Amazonen. Die Amazonen fallen äußerlich durch eine gut trainierte Arm- und Beinmuskulatur auf.

Muskulatur-Ideale: Von Vitruvius zu Leonardo da Vinci

Der römische Architekt Vitruvius griff die Idee der idealen Proportionen auf. Er bestimmte diese Idealmaße anhand von Verhältniszahlen. Im Verhältnis zur Körperlänge sollte

  • das Gesicht ein Zehntel,
  • der Kopf ein Achtel,
  • der Fuß ein Sechstel,
  • Unterarmlänge und Brustbreite ein Viertel

so lang sein. Ende des 15. Jahrhunderts setzte Leonardo da Vinci diesen vitruvianischen Entwurf in der Zeichnung des vitruvianischen Menschen um. Sie symbolisiert bis heute Symmetrie und Schönheit.

Schönheitsideale seit dem 20. Jahrhundert

Weil in der Antike Götter oder Engel Vorbild für den perfekten Körper waren, gehörten in der abendländischen Kultur körperliche und geistige Schönheit lange Zeit zusammen. Mit den in den Massenmedien verbreiteten Schönheitsidealen verlor der Körper seine schöngeistige Seite. Frauen erlebten in den letzten hundert Jahren einen häufigeren Wandel des Schönheitsbegriffs als Männer. In den 1940er und 1950er Jahren waren noch Schauspielerinnen wie Marylin Monroe oder Sophia Loren Schönheitsvorbilder. In den 1960er Jahren galten dagegen die magere Twiggy und Kindfrauen als schön. Seit den 1980er Jahren sind durchtrainierte „Supermodels“ das Schönheitsideal.

Letzte Aktualisierung: 23.03.2021

REFERENZEN

modifiziert nach: Hersey, George L.: Verführung nach Maß. Ideal und Tyrannei des perfekten Körpers. Siedler Verlag 1998, antiquarisch unter https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=19437503839&searchurl=hl%3Don%26isbn%3D3886806227%26sortby%3D20