ERNÄHRUNGSGEWOHNHEITEN IN DEUTSCHLAND
Viele Statistiken beschreiben die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland – was und wie die Menschen in Deutschland essen, darunter
- Statistischen Jahrbüchern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 1.
- Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes, bei der alle fünf Jahre 60.000 Haushalte bundesweit ihre Ausgaben für Nahrungsmittel dokumentieren 2.
- Bei Verzehrstudien werden Privathaushalte über die zurückliegenden Mahlzeiten befragt 3.
Übergewicht – Ernährungsgewohnheiten haben Folgen
In Deutschland waren 2017 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen übergewichtig – mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 25 4. Besonders häufig sind bildungsferne Menschen mit niedrigem Einkommen übergewichtig. Je höher der Schulabschluss, desto geringer ist der BMI beider Geschlechter. Singles achten offenbar mehr auf ihre Ernährung. Sie neigen weniger zu Übergewicht als verheiratete, geschiedene oder verwitwete Menschen. Bildungsferne Menschen konsumieren in geringerem Maß gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Fisch. Dafür bevorzugen sie Produkte, die mehr Zucker und Fett enthalten, wie Wurst, Süßwaren und zuckerhaltige Limonaden 3.
Ernährung mit zu viel Fleisch
Laut „Fleischatlas 2014“ verzehren die Deutschen pro Kopf 60 Kilogramm Fleisch oder insgesamt fast 628 Millionen Hühner, über 58 Millionen Schweine, knapp 38 Millionen Puten und rund 3,2 Millionen Rinder 5. Männer essen mit 103 Gramm täglich doppelt so viel Fleisch und Wurst wie Frauen (53 Gramm) 3. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, sich auf 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu beschränken 6. Tatsächlich wurden 2016 aber rund 60 Kilogramm Fleisch pro Einwohner gegessen, davon 36 Kilogramm Schweinefleisch 7. 1990 waren es über 100 Kilogramm. 60 Prozent der Deutschen essen laut Nationaler Verzehrstudie II zu wenig Obst, fast 90 Prozent unterschreiten den empfohlenen Gemüsekonsum von 400 Gramm pro Tag. Mit Vitaminen waren die meisten Befragten der Nationalen Verzehrstudie ausreichend versorgt, abgesehen von Vitamin D und Folsäure 3.
Zu wenig Obst, zu viel Schokolade
Nach dem 13. DGE-Ernährungsbericht konsumieren die Bundesbürger weniger Frischobst sowie tierische Fette und Margarine. Gleichzeitig ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Getreide (+ 600 g), Käse (+ 220 g), Gemüse (beispielsweise Tomaten +400 g) und Mineralwasser / Erfrischungsgetränke (+ 1,1 l) gestiegen. Obwohl der Zuckerkonsum sinkt, essen die Deutschen immer mehr Schokolode (+ 135 g) – 25 Prozent mehr als im Jahr 2000. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in ihrem „Europäischen Aktionsplan Nahrung und Ernährung der WHO 2007 – 2012“ die Zucker-Tagesration solle nicht mehr als zehn Prozent der zugeführten Kalorien, also je nach Energiebedarf 20 bis 40 Gramm, ausmachen 9.
Zucker ist nicht gleich Zucker
Zum bewusst konsumierten Haushaltszucker muss man den unabsichtlich verzehrten Fruchtzucker hinzurechnen, der mit potentiellen Gesundheitsschäden assoziiert wird. Fruchtzucker wird vom Körper schneller in Körperfett umgewandelt als gewöhnlicher Haushaltszucker. Auch in Deutschland enthalten viele Fertiglebensmittel Fruchtzucker. In natürlich vorkommenden Lebensmitteln wie Obst bremsen Pflanzenfasern die Verstoffwechselung des Zuckers. Fehlen diese regulierenden Pflanzenstoffe, könnte die Fruktose Leber-, Herz- und Kreislaufschäden verursachen 10.
Lebensmittel: Bio in der Minderheit
Die Biobranche wächst weiter. Über eine Million Hektar landwirtschaftliche Fläche wird derzeit in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Das sind nach den Angaben des Umweltbundesamtes allerdings nur 8,7 Prozent der gesamten Landwirtschaft. Auch auf dem Fleischmarkt spielt die biologische Tierhaltung eine untergeordnete Rolle. Rotes Fleisch in Bio-Qualität machte 2015 nur 1,8 Prozent des gesamten Fleischmarktes aus. Bei Biomilch beträgt der Anteil 3,8 Prozent, bei Bio-Eiern immerhin über 24 Prozent 11, 12.
Einkauf: Regional überholt Bio
Ein neuer Trend macht seit einigen Jahren dem Biogeschäft Konkurrenz: die regionalen Produkte. Sie werden deutlich häufiger gekauft als Bio-Produkte. 21 Prozent der rund 1.000 Befragten einer Umfrage der Unternehmensberatung AT Kearney kauften Produkte aus der Region; jedoch nur 11 Prozent Bioprodukte. Wichtig bei der Entscheidung für Regionales war den Befragten der Geschmack und die Qualität. Auch der Preis ist ein wesentliches Entscheidungskriterium: 39 Prozent würden für regional erzeugtes Fleisch mehr Geld ausgeben, 36 Prozent für Eier. Einen Preisaufschlag von bis zu 15 Prozent würden sie im Durchschnitt tolerieren 13.
Lieblingsessen: Fleisch und Pasta
Was sind die Leib- und Magengerichte der Deutschen? Unterschiedliche Befragungen geben hier ebenso unterschiedliche Antworten. Die Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) isst am liebsten Fleischgerichte. Auf Platz 2 folgt Pasta mit 38 Prozent, gefolgt von Gemüsegerichten. Fertigessen ist im Trend: 41 Prozent „essen gerne einmal“ eine Tiefkühlpizza oder andere Fertigprodukte. 88 Prozent der Befragten wären bereit, für Produkte aus artgerechter Tierhaltung einen höheren Preis zu bezahlen 14.
Letzte Aktualisierung: 11.05.2021
REFERENZEN
Quellen:
[1] Statistisches Jahrbuch 2017, Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.bmel-statistik.de/footernavigation/archiv/statistisches-jahrbuch/
[2] Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, Statistisches Bundesamt, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/EVS2018/EVS2018.html
[3] Nationale Verzehrstudie II, Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/_Texte/NationaleVerzehrsstudie_Zusammenfassung.html
[4] So dick war Deutschland noch nie, Ergebnisse des 13. DGE-Ernährungsberichts zur Übergewichtsentwicklung, Presseinformation: Presse, DGE aktuell, 2017 03/2017, 01.02.2017, Zugriffsdatum 19. April 2018: http://www.dge.de/presse/pm/so-dick-war-deutschland-noch-nie/
[5] Deutsche schlachten pro Jahr 750 Millionen Tiere, Die Welt, 09.01.2014, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.welt.de/politik/deutschland/article123700329/Deutsche-schlachten-pro-Jahr-750-Millionen-Tiere.html
[6] Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/
[7] Weniger Schwein, dafür mehr Rind und Geflügel auf dem Teller, Deutscher Fleischer-Verband e. V., 18.05.2017, Zugriffsdatum 19. April 2018: http://www.fleischerhandwerk.de/presse/pressemitteilungen/weniger-schwein-dafuer-mehr-rind-und-gefluegel-auf-dem-teller.html
[8] 13. DGE-Ernährungsbericht, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 2016, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.dge.de/wissenschaft/ernaehrungsberichte/13-dge-ernaehrungsbericht/
[9] Europäischer Aktionsplan Nahrung und Ernährung (2015-2020), Weltgesundheitsorganisation, Zugriffsdatum 19. April 2018: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0019/255502/64wd14g_FoodNutAP_1_140426.pdf?ua=1
[10] Gefährliche Fructose, Deutsche Apotheker-Zeitung, 25/2013; Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-25-2013/gefaehrliche-fructose
[11] Ökologischer Landbau, Umweltbundesamt, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/oekologischer-landbau#textpart-1
[12] Zahlen, Daten, Fakten zur Bio-Branche, Foodwatch, 2017, Zugriffsdatum 19. April 2018: https://www.foodwatch.org/de/informieren/bio-lebensmittel/mehr-zum-thema/zahlen-daten-fakten
[13] Lebensmittel: Regional ist gefragter als bio, AT Kearney, 2013, Zugriffsdatum 19. April 2018: http://www.atkearney.de/documents/856314/2519692/BIP-lebensmittel-regional-ist-gefragter-als-bio.pdf
[14] Ernährungsreport 2017, Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung, Zugriffsdatum 19. April 2018: http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Ernaehrungsreport2017.pdf?__blob=publicationFile