ATEMÜBUNGEN

Die Atmung lässt sich aktiv beeinflussen. Bewusstes Atmen kann beim Entspannen helfen oder Symptome von Atemwegserkrankungen lindern. Wichtig bei allen Atemübungen ist gute und frische Luft, die weder zu warm noch zu kalt oder zu trocken sein sollte.

Dazu haben sich eine Vielzahl von Atemübungen entwickelt – darunter die folgenden 6
Beispiele:

1. Bewusst atmen

Im Alltag atmen viele Menschen zu schnell oder flach. Daher kann bewusstes Atmen helfen, zu entspannen und den Blutdruck zu senken. Beim bewussten Atmen geht es darum, „bewusst“ tiefer Luft zu holen, nach einer kurzen Pause langsam auszuatmen und nochmals inne zu halten. Die Atmung entschleunigt und intensiviert sich.

Empfohlen: bei Stress, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und bei Menschen mit Asthma.

2. Vorstellungsbilder können helfen

Vorstellungsbilder können bei Atemübungen unterstützen. Dazu ein Beispiel: sich beim tiefen Einatmen durch die Nase intensiv einen wohlriechenden Duft vorstellen, der sich in der Atempause im ganzen Körper verteilt. Ein anderes Vorstellungsbild arbeitet mit einer sanften Welle, die beim Einatmen über die Luftröhre in die Bronchien strömt und sich über die Lunge bis hinunter in den Bauchraum ausbreitet.

3. Brustatmung

Mit dieser beispielhaften Atemübung lässt sich die Brustatmung verbessern. Auf dem Rücken liegend, platziert der Übende beide Hände mit Fingern so auf den Brustkorb, dass sich die Fingerspitzen fast berühren. Mit geschlossenen Augen soll sich beim Einatmen durch die Nase die Bauchdecke nicht bewegen. Durch den sich dehnenden Brustkorbs entfernen sich die Fingerspitzen voneinander. Beim langsamen Ausatmen durch den Mund – nach einer Pause senkt sich der Brustkorb und die Fingerspitzen bewegen sich wieder aufeinander zu

4. Bauchatmung

Ähnlich funktioniert eine Übung zur Bauchatmung, um das Zwerchfell zu trainieren. In Rückenlage liegen die Hände auf die Bauchdecke. Beim Einatmen hilft die Vorstellung, dass Luft durch die Nase bis tief in den Unterbauch strömt. Die Bauchdecke hebt sich und die Fingerspitzen entfernen sich voneinander. Nach einer Pause folgt das Ausatmen durch den Mund. Die Bauchdecke senkt sich.

5. Gymnastische Übungen

Einige gymnastische Übungen verbessern neben der Atemtechnik auch die Atemmuskulatur und stärken das Zwerchfell. Diese Atemübungen funktionieren in Rückenlage oder im Stehen, auf einem Bürostuhl oder im Schneidersitz auf dem Boden.

6. Atemübungen im Yoga

Eine lange Tradition haben Atemübungen im Yoga, die je nach Yoga-Schule unterschiedlich aussehen. Gemeinsam ist Annahme, dass der Atem und Befindlichkeit zusammenhängen – beispielweise bei flacher, schneller Atmung in Stresssituationen. Umgekehrt gilt: Mit der Atmung lässt sich das körperliche und geistige Wohlbefinden beeinflussen. Häufig stehen Atemübungen vor den körperlichen Yoga-Übungen, aufrecht sitzend mit verschränkten Beinen. Auch im Yoga gibt es Übungen für die Bauch- und Brustatmung. Wichtig sind fließende Bewegungen. Das Ausatmen soll im Yoga mindestens so lange dauern wie das Einatmen. Neben der beruhigenden Wirkung sorgen andere Yoga-Atemübungen für einen klaren Kopf oder trainieren den Stimmbereich.

Atemübungen und Hyperventilation

Bei allen Atemübungen gilt es, eine Hyperventilation – eine beschleunigte und tiefe Atmung – zu vermeiden. Durch das verstärkte Ausatmen nimmt die Kohlendioxid-Menge im Blut ab und die Sauerstoff-Menge zu. Da die Betroffenen irrtümlich an einen Sauerstoff-Mangel glauben, beschleunigen sie die Atmung und verstärken so die Hyperventilation. Eine Hyperventilation entsteht bei Panikattacken, aber auch durch eine zu intensive Bauchatmung. Es hilft häufig, ruhig liegen zu bleiben und die Atmung zu normalisieren.

Atemübungen bei Asthma

Atemübungen können bei Asthma helfen, wenn überempfindliche Atemwege zu Atemnot und Kurzatmigkeit führen oder Asthma-Anfälle zu Angstzuständen führen. Ruhiges, entspanntes Atmen kann beruhigen und Symptome lindern. Eine typische Atemübung bei Asthma-Anfällen ist stoßweise Ausatmens, um verengte Bronchien zu weiten.

Atemübungen in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kann das heranwachsende Baby auf die Lunge drücken und deren Aufnahmekapazität vermindern. Es kann zur Kurzatmigkeit kommen, bei der Atemübungen helfen können. Bestimmte Atemtechniken helfen zudem, Wehenschmerzen zu lindern und verbesserten die Sauerstoffversorgung des Babys.

 

Letzte Aktualisierung: 25.06.2019

REFERENZEN

Quelle:
Modifiziert nach: Dierkesmann, R., Endlich durchatmen: Wirksame Atemübungen bei Asthma, Bronchitis und COPD, 2. Auflage 2015, Thieme-Verlagsgruppe, ISBN: 9783830480631, Zugriffsdatum 17. Mai 2018:
 https://www.thieme.de/shop/Gesundheit-allgemein/Dierkesmann-Kaiser-Endlich-durchatmen-9783830480631/p/000000000230640102