THERAPIE VON ANGSTSTÖRUNGEN

Zu den wirksamen Therapie-Formen bei Angststörungen gehören verhaltenstherapeutische Konzepte, Entspannungs- und Atemtechniken sowie Sport. In einigen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz.

Angst-Verhaltensmuster neu lernen

Bei allen Angststörungen ist es möglich, das erlernte Angst-Verhalten wieder zu verlernen. Konfrontationsverfahren der kognitiven Verhaltenstherapie gelten als Standardtherapie bei Phobien und bei generalisierten Angststörungen. Während die Psychoanalyse nach dem Auslöser für eine Störung sucht, steht in der Verhaltenstherapie das Lernverhalten des Betroffenen im Mittelpunkt. Es geht darum, erworbene Lernmuster, die sich im Gehirn als entsprechende neuronale Muster niederschlagen, durch neu eingeübte Denkmuster zu verändern 1.

Angst-besetzte Situationen durchstehen

Der Psychotherapeut überprüft gemeinsam mit dem Angst-Patienten zunächst dessen Rückzugsstrategien und sucht nach Erklärungen für das Angstverhalten. Der Betroffene stellt eine Hierarchie auf, welche Objekte oder Situationen ihm Angst machen. In einem ersten Schritt wird er gemeinsam mit dem Therapeuten eine weniger stark angstbesetzte Situation durchstehen. Beim Aushalten der Situation erfährt der Angst-Patient, dass seine Angst nicht unbegrenzt zunehmen kann. Nach einigen Minuten nimmt die Angstreaktion ab und die Angstphasen werden mit jeder Trainings-Wiederholung kürzer. Mithilfe dieser „systematischen Desensibilisierung“ lernt der Betroffene, keine Angst mehr vor der Angst zu haben. Wird bei diesem Training die Angst zu stark, leitet der Therapeut eine Entspannungsphase ein 1.

Ergänzende Entspannungstechniken gegen Angst

Zu den häufig eingesetzten Entspannungstechniken gehört die „progressive Muskelentspannung“ nach Edmund Jacobson. Dabei werden in einer festgelegten Reihenfolge einzelne Muskelpartien gezielt angespannt und wieder entspannt. Die Konzentration auf die Körperarbeit soll die Wahrnehmung verbessern und dadurch helfen, die Muskulatur in bestimmten Situationen zu entspannen. Weitere nicht therapeutisch gebundene Entspannungstechniken sind Meditation, Tai-Chi, Yoga oder Autogenes Training 1.

Mit Atemübungen gegen die Angst

Bei Stress und Angst wird die Atmung schnell und flach. Atemübungen können helfen, den Herzschlag zu verlangsamen, den Blutdruck zu senken, Muskelschmerzen zu nehmen und den Kreislauf zu stärken. Sie lindern daher körperliche Angstsymptome wie Kurzatmigkeit, Zittern, Schwindel und Schmerzen 1.

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Mit Sport gegen Angst

Regelmäßige sportliche Betätigung kann helfen, Ängste abzubauen. Eine Metaanalyse von Studien mit fast 3.000 Patienten mit Angstsymptomen belegte, dass die Patienten mit sportlicher Aktivität schwächere Angstsymptome wie Sorgen, Befürchtungen und Nervosität aufwiesen, wie Kontrollpatienten ohne Sport [2]. Sport kann bei Angsterkrankungen auch aus anderen Gründen helfen. Ängstliche Menschen zeigen oft ein Schonverhalten, weil sie befürchten, krank zu sein. Sport kann dabei helfen, wieder Selbstvertrauen in die körperliche Leistungsfähigkeit zu entwickeln. Zudem verbessert sich mit Bewegung die chronische Muskelanspannung 1.

Mit Medikamenten gegen Angst

In einigen Fällen reichen Verhaltenstherapie und Entspannungstraining nicht, mit einer Angststörung zurecht zu kommen. Hier kann der Einsatz von Medikamenten hilfreich sein. Eine medikamentöse Behandlung der Angststörung steht immer im Zusammenhang mit anderen Therapie-Formen. Mit Medikamenten können zum Beispiel selbstisolierte Angst-Patienten überhaupt erst therapiefähig werden. Auch wenn die Angststörung Familie und Beruf gefährdet oder Selbstmordgefahr besteht, kann eine medikamentöse Therapie beispielsweise mit Antidepressiva oder Beruhigungsmitteln sinnvoll sein.

Bei Angststörungen – ähnlich wie bei Depressionen – ist häufig die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen durch die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin gestört. Antidepressiva können entweder die Aktivität des Serotonins an seinem Wirkungsort verbessern oder sie verlängern die Wirkungsdauer von Serotonin und Noradrenalin. Dagegen können Beruhigungsmittel (Tranquilizer) Ängste und Verspannungen lösen 1.

 

Letzte Aktualisierung: 11.05.2021

REFERENZEN

[1] Modifiziert nach: Morschitzky H., Angststörungen, 4. Auflage 2009, Springer-Verlag, ISBN 978-3-211-09448-8, Zugriffsdatum 22. Mai 2018: https://www.springer.com/de/book/9783211094488
[2] Sport gegen Angst, www.spektrum.de, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, 23.02.2010, Zugriffsdatum 22. Mai 2018: http://www.spektrum.de/news/sport-gegen-angst/1023362