ANGST UND HYPOCHONDRIE

Die hypochondrische Störung gehört zu den somatoformen Störungen. Statt „Hypochondrie“ verwendet die Medizin heute die Begriffe „Gesundheitsangst“ oder „Krankheitsangst“. Menschen mit einer hypochondrischen Störung beobachten sich übertrieben genau. Normale körperliche Befindlichkeiten beobachten sie misstrauisch, da sie darin die Anzeichen einer schweren Erkrankung sehen.

Verschiedene Formen der Hypochondrie

Es gibt zwei Formen der hypochondrischen Störung:

  • beim „phobischen Subtyp“ überwiegt die Angst vor der Krankheit,
  • beim „zwanghaften Subtyp“ die Überzeugung, bereits krank zu sein.

Häufig leiden Menschen mit Gesundheitsängsten gleichzeitig unter Angststörungen und Depressionen.

Menschen mit einer phobischen Hypochondrie meiden häufig Arztkontakte. Liegen bei ihnen keine körperlichen Beschwerden vor, ist die Grenze zur „spezifische Phobie“ fließend. Denn bei der Angst vor ärztliche Tätigkeiten (Spritzen, operative Eingriffe) oder vor medizinischen Institutionen wie Krankenhäuser oder Zahnarztpraxen, handelt es sich ebenfalls um eine spezifische Phobie.

Hypochondrie als fortwährende Unruhe

Dagegen thematisieren Menschen mit einer zwanghaften Hypochondrie ihre Ängste ständig. Sie stehen unter dem Zwang, sich häufig medizinisch untersuchen zu lassen (Ritual). Trotz einer ärztlichen Untersuchung bleibt oft eine innere Unruhe. Das Thema Krankheit und Gesundheit beherrscht den Alltag der Betroffenen. Sie besuchen überdurchschnittlich oft Ärzte. Stellen diese Ärzte keine Erkrankung fest, glauben sie ihnen nicht oder nur kurzfristig. Am häufigsten ist die Angst vor einer Krebs- oder Herzerkrankung sowie vor Multipler Sklerose.

Häufig werden Menschen mit Gesundheitsängsten belächelt. Viele von Ihnen haben jedoch wirklich Erfahrungen mit schweren Erkrankungen bei sich selbst oder bei Angehörigen gemacht haben. Die Ursachen einer hypochondrischen Störung sind noch unklar. Möglichweise wirken dabei soziale, psychische und biologische Faktoren zusammen.

Hilfe bei Hypochondrie: kognitiver Verhaltenstherapie

Bei Hypochondrie kommen heute Behandlungskonzepte aus der kognitiven Verhaltenstherapie zum Einsatz. Der Therapeut hinterfragt gemeinsam mit dem Patienten die Denkmuster, die hinter seinen Ängsten vor einer Krankheit stecken. Der Patient erfährt mögliche Störungsmodelle und lernt, die Angst vor der gefürchteten Erkrankung realistisch einzuschätzen. Zudem trainieren sie, körperliche Beobachtungen zu relativieren und dabei Argumente für und gegen eine schwere Krankheit abzuwägen. Mit weiteren Übungen bearbeiten Therapeut und Patient zwanghafte Kontroll- und Vermeidungsrituale.

 

Letzte Aktualisierung: 11.05.2021

REFERENZEN

Modifiziert nach: Bleichhardt G., Martin A., Hypochondrie und Krankheitsangst, 1. Auflage 2010. Hogrefe-Verlag, ISBN: 9783801721190, Zugriffsdatum 22. Mai 2018:
https://www.hogrefe.de/shop/hypochondrie-und-krankheitsangst-65896.html