aTTP - erworbene thrombotisch thrombozytopenische Purpura
Die aTTP (erworbene thrombotisch thrombozytopenische Purpura) ist eine seltene, akute, lebensbedrohliche autoimmunvermittelte Gerinnungsstörung. Für Europa werden jährlich 1,5 bis 6 Fälle einer akuten aTTP Episode pro eine Million Einwohner berichtet*,**.
* Scully M, Yarranton H, Liesner R, Cavenagh J, Hunt B, Benjamin S, et al. Regional UK TTP registry: correlation with laboratory ADAMTS 13 analysis and clinical features. Br J Haematol. 2008;142(5):819-26.
**Veyradier A, editor PTT: épidémiologie de la cohorte du CNR-MAT sur 16 ans. Compte rendu de la 8è réunion du CNR-MAT; 2015 10/16/2015; Paris2015.
Symptome:
Aufgrund einer mangelnden Prozessierung des Von-Willebrand-Faktors, die durch einen ausgeprägten Mangel des Enzyms ADAMTS 13 (a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif) hervorgerufen wird, kann es besonders in feinen Kapillaren zu einer vermehrten Bildung von Mikrothromben und einer damit einhergehenden schweren Thrombozytopenie kommen. Die Verengungen der betroffenen Gefäße durch Mikrothromben können dazu führen, dass Erythrozyten bei der Passage stark beschädigt werden. Es bilden sich dadurch Fragmentozyten, die ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Dies wiederum kann zu einer Blutarmut führen, einer sog. mikroangiopathisch hämolytischen Anämie (MAHA). Die daraus resultierende Ischämie der nachgeschalteten Organe und Gewebe kann sich in verschiedenen Symptomen äußern, wie Kopfschmerzen, neurologischen Störungen oder gastrointestinalen Beschwerden und kann sogar zum Tod führen.
Diagnostik:
Aufgrund des hohen Mortalitätsrisikos bei der aTTP ist eine schnelle Diagnose und anschließende Therapie für betroffene Patienten von höchster Priorität. Ausgehend von der Initialdiagnose einer thrombotischen Mikroangiopathie (TMA) orientiert sich die weitere Differentialdiagnose oft zunächst anhand von Laborparametern wie z.B. der Thrombozytenzahl und der Kreatininwerte (French Score*). Dabei sollten andere zugrundeliegende TMA-Auslöser wie u.a. Schwangerschaft, Krebs oder ein über das Bakteriengift Shiga-Toxin vermitteltes hämolytisch-urämische Syndrom (STEC-HUS) im Voraus ausgeschlossen werden. Charakteristisch und damit für die Diagnose ausschlaggebend ist eine schwere Defizienz des ADAMTS 13-Proteins (a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif). Dieses Protein kann seine physiologische Aufgabe, die Prozessierung von Von-Willebrand-Faktoren nicht mehr erfüllen, so dass große Mulimere des Von-Willebrand-Faktors akkumulieren und zur Entstehung von Mikrothromben führen können. Bei einer Restaktivität von <10%, gilt die Diagnose aTTP als bestätigt.
* Coppo, Paul et al. Predictive features of severe acquired ADAMTS13 deficiency in idiopathic thrombotic microangiopathies: the French TMA reference center experience. PloS one vol. 5,4 e10208. 23 Apr. 2010, doi:10.1371/journal.pone.0010208
Therapie:
Unbehandelt sterben ca. 90% der Patienten an der aTTP. Mit der bisherigen Therapie (Plasmapherese in Kombination mit Immunsuppression) sind es immer noch bis zu 20% der Patienten*. Mit der seit 2018 zugelassenen Antikörpertherapie, einem humanisierten, bivalenten Nanobody (R), konnte die Situation deutlich verbessert werden. Ergebnisse der Zulassungsstudien zeigen neben einem signifikant schnelleren Ansprechen der Thrombozytenzahl, auch eine Reduktion der Mortalitätsrate**.
* Scully M et al. Guidelines on the diagnosis and management of thrombotic thrombocytopenic purpura and other thrombotic microangiopathies. Br J Haematol. 2012 Aug; 158(3):323-35.
**Peyvandi F et al. N Engl J Med. 2016;374(25):2497-2498.; Scully M et al. N Engl J Med. 2019;380(4):335-346.; Peyvandi F et al., Blood 2018, 132:373, http://www.bloodjournal.org/content/132/Suppl_1/373
Letzte Aktualisierung: 17.12.2019