ATTP - ERWORBENE THROMBOTISCH THROMBOZYTOPENISCHE PURPURA

Die aTTP (erworbene thrombotisch-thrombozytopenische Purpura; Englisch: acquired TTP) ist eine seltene, akute, lebensbedrohliche autoimmunvermittelte Gerinnungsstörung und gilt als medizinischer Notfall.1,2 Für Europa werden jährlich 1,5 bis 6 Fälle einer akuten aTTP Episode pro eine Million Einwohner berichtet.

1 Scully M et al. Br J Haematol. 2008;142(5):819-826.
2 Miesbach W et al. Orphanet J Rare Dis. 2019; 14(1):260

SYMPTOME:

Aufgrund einer mangelnden Prozessierung des von-Willebrand-Faktors, die durch einen ausgeprägten Mangel des Enzyms ADAMTS13* hervorgerufen wird, kann es besonders in feinen Kapillaren zu einer vermehrten Bildung von Mikrothromben und einer damit einhergehenden schweren Thrombozytopenie kommen.1 Die Verengungen der betroffenen Gefäße durch Mikrothromben können dazu führen, dass Erythrozyten bei der Passage beschädigt werden. Es bilden sich dadurch Fragmentozyten, die ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Dies wiederum kann zu einer Blutarmut führen, einer sog. mikroangiopathisch hämolytischen Anämie (MAHA). Die daraus resultierende Ischämie der nachgeschalteten Organe und Gewebe kann sich in verschiedenen Symptomen äußern, wie Kopfschmerzen, neurologischen Störungen oder gastrointestinalen Beschwerden und kann sogar zum Tod führen.2

1 Scully M et al. Br J Haematol. 2008;142(5):819-826.
2 Kremer Hovinga JA et al. Nat Rev Dis Primers 2017; 3:17020.
* a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif member 13

DIAGNOSTIK:

Aufgrund der hohen Letalität bei aTTP ist eine schnelle Diagnose und anschließende Therapie für betroffene Patienten von höchster Priorität.1 Ausgehend von der Initialdiagnose einer thrombotischen Mikroangiopathie (TMA) orientiert sich die weitere Differentialdiagnose oft zunächst anhand von Laborparametern wie z.B. der Thrombozytenzahl und dem Kreatininwert (French Score2). Dabei sollten andere zugrundeliegende TMA-Auslöser wie u.a. Schwangerschaft, Krebs oder ein über das Bakteriengift Shiga-Toxin vermitteltes hämolytisch-urämisches Syndrom (STEC-HUS) im Voraus ausgeschlossen werden. Charakteristisch und damit für die Diagnose ausschlaggebend ist eine schwere Defizienz des ADAMTS13*-Proteins. Dieses Protein kann seine physiologische Aufgabe, die Prozessierung von von-Willebrand-Faktoren nicht mehr erfüllen, so dass große Multimere des von-Willebrand-Faktors akkumulieren und zur Entstehung von Mikrothromben führen können. Bei einer Restaktivität von <10%, gilt die Diagnose aTTP als bestätigt.2

1 Scully M et al. Br J Haematol. 2012;158(3):323-335.
2 Coppo, Paul et al. PloS one. 5(4) e10208.
3 Kremer Hovinga JA et al. Nat Rev Dis Primers 2017; 3:17020.
* a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif member 13

THERAPIE:

Unbehandelt versterben ca. 90% der Patienten an der aTTP. Mit der bisherigen Therapie (Plasmapherese in Kombination mit Immunsuppression) sind es immer noch bis zu 20% der Patienten1. Mit der seit 2018 zugelassenen Antikörpertherapie, einem humanisierten, bivalenten Nanobody®, konnte die Situation deutlich verbessert werden. Ergebnisse der Zulassungsstudien zeigen neben einem signifikant schnelleren Ansprechen der Thrombozytenzahl, unter anderem auch eine Reduktion der Letalitätsrate2.

1 Scully M et al. Br J Haematol. 2012;158(3):323-335.
2 Peyvandi F et al. Blood Adv 2021;5(8):2137-2141

 

Letzte Aktualisierung: 13.11.2023

MAT-DE-2304821-v1.0-11/2023