AN WELCHER ASTHMA-FORM LEIDE ICH?

Wenn Sie unter Atemnot, pfeifender Atmung oder Husten leiden und der Verdacht besteht, dass bei Ihnen Asthma vorliegen könnte, wird Ihr Arzt vor der Diagnosestellung einige Untersuchungen durchführen. Zunächst muss herausgefunden werden, ob der Grund für Ihre Beschwerden tatsächlich Asthma ist, und falls ja, welche Asthma-Form bei Ihnen vorliegt. Einige der im Folgenden beschriebenen Tests eignen sich auch zur Verlaufskontrolle, wenn Sie schon länger wegen Asthma behandelt werden. So kann der Arzt feststellen, ob die verordnete Therapie gut wirkt und sich die Entzündung in den Atemwegen zurückbildet oder ob ein zusätzliches Medikament Ihr Asthma (noch) besser kontrollieren könnte.

DIE 4 SÄULEN DER ASTHMA-DIAGNOSTIK

Die Diagnose des Asthmas beruht auf 4 Säulen1,2:

  • Befragung des Patienten, sorgfältige Erfassung der Symptome, körperliche Untersuchung
  • Nachweis einer variablen und reversiblen Atemwegsverengung (die Verengung der Atemwege ist also nicht immer gleich stark ausgeprägt und z. B. mit bronchienerweiternden Medikamenten umkehrbar)
  • Nachweis einer chronischen Entzündung der Atemwege
  • Nachweis einer Überempfindlichkeit der Atemwege

Zunächst wird der Arzt Sie genau zu Ihren Beschwerden befragen (Anamnese): Welche Symptome haben Sie bemerkt, in welchem Zusammenhang treten diese auf und welche Faktoren verschlimmern oder bessern die Beschwerden? Leiden Sie oder Menschen in Ihrer Familie an Allergien, Neurodermitis oder Heuschnupfen? Nehmen Sie Medikamente ein? Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung hört der Arzt mit einem Stethoskop sorgfältig Ihre Lunge ab und prüft, ob es hier Unregelmäßigkeiten gibt1,2.

SIND DIE BRONCHIEN VERENGT?

Im nächsten Schritt folgen Lungenfunktionsuntersuchungen, um herauszufinden, ob die Atemluft ungehindert durch die Bronchien strömen kann oder ob der Atemfluss durch eine Verengung der Bronchien gestört ist. Die Lungenfunktion kann mit verschiedenen Methoden erfasst werden. Meist wird eine sogenannte Spirometrie durchgeführt, bei der das Lungen- und Atemvolumen gemessen wird. Auf diese Weise kann der Arzt feststellen, ob bei Ihnen eine Verengung der Atemwege (Obstruktion) vorliegt.

Besteht tatsächlich eine Verengung der Atemwege, wird der Arzt testen, ob diese reversibel, also umkehrbar ist (Reversibilitätstest). Dazu wird in vielen Fällen ein Asthma-Medikament zum Inhalieren verabreicht, das verengte Bronchien erweitern kann. Einige Zeit nach der Inhalation wird die Lungenfunktion erneut gemessen – fällt sie nach dem Inhalieren deutlich besser aus als zuvor, spricht das dafür, dass ein Asthma vorliegt1,2.

DER FeNO-TEST ENTLARVT DIE ATEMWEGSENTZÜNDUNG

Der sogenannte FeNO-Test ist ein einfacher und nicht belastender Test, der die Stickstoffmonoxidwerte (NO) in der Ausatemluft misst. Bei Asthma besteht eine Entzündung der Atemwege, deren Ausprägung sich mit Hilfe des FeNO-Wertes bestimmen lässt. Je höher die FeNO-Konzentration in der Ausatemluft, umso ausgeprägter ist die Entzündung1.

Der FeNO-Test kann einerseits helfen, die Asthma-Diagnose zu stellen und herauszufinden, um welche Form des Asthmas es sich handeln könnte. Andererseits können die FeNO-Werte auch zur Steuerung der Therapie beitragen. Man weiß beispielsweise, dass entzündungshemmende Medikamente wie inhalatives Kortison bei Patienten mit hohen FeNO-Werten meist gut wirken. Sinken die FeNO-Werte unter der Behandlung, ist das ein Zeichen dafür, dass die antientzündliche Therapie erfolgreich ist1–3.

WELCHE BLUTUNTERSUCHUNGEN SIND SINNVOLL?

Asthma-Patienten mit einer eosinophilen Atemwegsentzündung weisen oft auch im Blut hohe Eosinophilenzahlen auf. Eine Bestimmung der Eosinophilen im Blut ist hilfreich, da sich daraus Konsequenzen für die Behandlung ergeben können. Denn ab einer bestimmten Konzentration an Eosinophilen im Blut kann Ihr Arzt, wenn Sie unter schwerem Asthma leiden, eine Therapie mit sogenannten Anti-IL-5-Antikörpern oder Anti-IL-5-Rezeptor-Antikörpern in Erwägung ziehen1.

Erhöhte Konzentrationen an Gesamt-Immunglobulin E (IgE) weisen auf allergisches Asthma hin. Die Gesamt-IgE-Konzentration im Blut ist für die Planung einer Anti-IgE-Therapie wichtig. Die Untersuchung von spezifischen IgE-Antikörpern kann Auskunft darüber geben, auf welche speziellen Allergene ein Patient mit Asthma reagiert1.

WEITERE TESTS

Je nach Situation können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um andere Erkrankungen, die ebenfalls Atemwegsbeschwerden verursachen können, auszuschließen oder um herauszufinden, welche Asthma-Form genau vorliegt. Dazu zählen u. a. Röntgenuntersuchungen, inhalative Provokationstests mit Substanzen, die möglicherweise Asthma-Beschwerden (z.B. Atemnot oder Husten) auslösen können, sowie eine allergologische Diagnostik mit Hauttestungen1.
 

THERAPIE ORIENTIERT SICH AN DER ASTHMA-FORM

Ziel der sorgfältigen diagnostischen Abklärung ist es herauszufinden, welche Asthma-Form bei Ihnen vorliegt. Denn das hat Konsequenzen für die Therapie. Wenn beispielsweise eine Allergie gegen Pollen oder Hausstaubmilben Asthma-Beschwerden bei Ihnen auslöst, sollten Sie diese Allergene in Zukunft meiden oder mit dem Arzt besprechen, ob eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) für Sie infrage kommt.

Falls Sie hohe Werte an bestimmten Entzündungszellen und Entzündungsbotenstoffen im Blut aufweisen und klassische Asthma-Medikamente bei Ihnen nicht zufriedenstellend wirken, könnte möglicherweise eine zielgerichtete Therapie helfen. 

Bei schwerem Asthma immer zum Lungenfacharzt

Viele der oben beschriebenen Untersuchungen werden in der Regel nur von Lungenfachärzten (Pneumologen) durchgeführt. Eine umfassende Asthma-Diagnostik kann demnach nur beim Pneumologen erfolgen.

Einen Lungenfacharzt sollten Sie auch aufsuchen, wenn sich Ihre Asthma-Beschwerden trotz regelmäßiger und richtiger Anwendung Ihrer Medikamente verschlechtern bzw. Sie sich durch Ihre Asthma-Beschwerden stark in Ihrem Alltag beeinträchtigt fühlen.

Letzte Aktualisierung: 19.01.2022
MAT-DE-2000508-2.0-01/2022

REFERENZEN

1 Buhl R et al.: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie 2017; 71: 849–919 (ab S. 853, insbesondere ab S. 855)
2 Präsentation zur S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma (2017), hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und der Deutschen Atemwegsliga et al.
3 Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V.: „FeNO-Messung“ (Stand: 2018)