ZIELGERICHTETE THERAPIEN: WIE ANTIKÖRPER HELFEN KÖNNEN

In den letzten Jahren lag ein Schwerpunkt der Asthma-Forschung auf den verschiedenen Typen des Asthmas. Ziel war und ist es, anhand unterschiedlicher Merkmale in der Krankengeschichte, den Symptomen und den Risikofaktoren, aber auch anhand von Krankheitsmarkern in der Ausatemluft, im Atemwegssekret (Sputum) oder Blut, Unterschiede in der Krankheitsentstehung bei den einzelnen Asthma-Formen zu erkennen. Das Verständnis für diese unterschiedlichen Krankheitsprozesse soll dann die gezielte Therapie genau dieses Asthma-Typs ermöglichen.

In einigen Fällen ist dies bereits gelungen. So kann einem Teil der Patienten mit schwerem allergischem Asthma mit einer Anti-IgE-Therapie geholfen werden.

Therapien, die Interleukin-Botenstoffe hemmen, können ebenfalls günstig auf die Entzündung der Atemwege einwirken. Einige Vertreter dieser Wirkstoffgruppe, die sich gegen das Interleukin-5 oder den Interleukin-5-Rezeptor richten, sind bereits bei schwerem unkontrolliertem eosinophilem Asthma zugelassen.

Antikörper, die die Rezeptoren der Interleukine IL-4 und IL-13 blockieren, wirken gezielt gegen eine der häufigsten Ursachen von schwerem Asthma: die Typ-2-Entzündung. Andere Forschungsansätze versuchen, die Einwanderung von Entzündungszellen in die Lunge zu verringern, um so die Entzündung zu bekämpfen. Dank der intensiven Asthmaforschung ist in den nächsten Jahren mit einer Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten allgemein und insbesondere auch beim schweren Asthma zu rechnen.

WIE FUNKTIONIERT DIE THERAPIE MIT ANTIKÖRPERN?

Die erwähnten Wirkstoffe haben eines gemeinsam: Sie sind alle Antikörper. Der Körper produziert selbst auch Antikörper, um Krankheitserreger und Schadstoffe zu bekämpfen.

Im Labor hergestellte Antikörper, die für die Therapie von Erkrankungen bestimmt sind, wurden von Forschern so konstruiert, dass sie sich gegen Substanzen im Immunsystem z. B. von Asthma-Patienten richten. Bei Asthma laufen überschießende Entzündungsreaktionen des Immunsystems ab, die zu den typischen Beschwerden wie Kurzatmigkeit und Husten führen.

An einer Überreaktion, die körperliche Beschwerden hervorruft, sind zahlreiche Immunzellen beteiligt, die miteinander über Botenstoffe kommunizieren. Therapeutische Antikörper stören diese Kommunikation der Immunzellen, indem sie sich z. B. an Botenstoffe heften. Das bremst die Entzündungsreaktionen des Immunsystems und damit auch die Asthma-Beschwerden.

Antikörper, die in der Medizin zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt werden, bezeichnet man auch als Biologika oder Biologics. Wenn die Standardtherapie keinen zufriedenstellenden Erfolg bringt, kann bei bestimmten schweren Asthma-Formen die Gabe von Antikörpern erwogen werden.

Letzte Aktualisierung: 19.01.2022
MAT-DE-2000508-2.0-01/2022

REFERENZEN

Buhl R et al.: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie 2017; 71:849–919 (S. 875, linke Spalte);
Antikörper-Therapien. Text des Allergieinformationsdienstes am Helmholtz-Zentrum München. Online verfügbar unter
: https://www.allergieinformationsdienst.de/therapie/medikamente/antikoerper-therapien.html (abgerufen am 01.10.2018)