SCHWERES ASTHMA – WAS KANN ICH SELBST TUN?

Patienten mit schwerem unkontrolliertem Asthma haben trotz der Behandlung mit hochdosiertem inhalativem Kortison und langwirksamen bronchienerweiternden Medikamenten Beschwerden wie Atemnot, Husten oder Giemen (pfeifende Atmung). Wenn Sie unter Asthma leiden, Sie Ihre Medikamente wie von Ihrem Arzt verordnet anwenden und Ihr Asthma Sie trotzdem im Alltag einschränkt, sollten Sie einen Spezialisten (Pneumologen) aufsuchen und mit ihm über neue Therapieoptionen sprechen.

WERDEN SIE SELBST ZUM EXPERTEN

Für den richtigen Umgang mit der Erkrankung Asthma ist es wichtig, dass Sie darüber Bescheid wissen, was in Ihrem Körper bei Asthma passiert, welche Auslöser bei Ihnen zu einer Verschlechterung führen können, wie Ihre Medikamente wirken und was Sie bei einem drohenden Asthma-Anfall tun sollten. Ihr Pneumologe und sein Team werden Sie über diese Punkte informieren. Nehmen Sie zusätzlich an einer Asthma-Schulung von Organisationen wie der Deutschen Atemwegsliga oder dem Deutschen Allergie- und Asthmabund teil und nutzen Sie deren Informationsmaterial.

Wenden Sie Ihre Medikamente zuverlässig an

Es ist sehr wichtig, die Medikamente genau so anzuwenden, wie Ihr Arzt sie Ihnen verordnet hat. Wer seine Kontrollmedikamente weglässt und nur bei Bedarf das Notfallspray einsetzt, behandelt die Entzündung in der Lunge nicht richtig und riskiert eine Verschlechterung des Asthmas. 

Inhalieren Sie richtig

Nur bei korrekter Anwendung gelangen inhalierbare Asthma-Medikamente in einer wirksamen Konzentration in die kleinen Bronchien. Bei fehlerhafter Anwendung setzt sich dagegen ein großer Teil des Wirkstoffs bereits im Rachen ab, und die Wirkung auf die unteren Atemwege bleibt aus.

Die Inhalationstechnik unterscheidet sich in den verschiedenen Inhalationssystemen. Es ist wichtig, dass Arzt und Patient gemeinsam das im Einzelfall am besten geeignete System auswählen und der Patient die richtige Technik in der Arztpraxis einübt. Lassen Sie Ihre Inhaliertechnik regelmäßig von Ihrem Behandlungsteam überprüfen, damit sich keine Fehler einschleichen. Auf diese Weise können Sie selbst zu einer guten Behandlung Ihres Asthmas beitragen.

Die Deutsche Atemwegsliga hält im Internet auf ihrem YouTube-Kanal Videos zur Anwendung unterschiedlicher Inhaliersysteme bereit.

Behalten Sie Ihre Lungenfunktion im Blick

Jeder Patient kann bei seinem behandelnden Arzt oder in der Asthma-Schulung lernen, wie man Peak-flow-Messungen durchführt. Ein Peak-Flow-Meter ist ein einfaches, kleines Messgerät, das eine kleine Lungenfunktionsmessung ermöglicht: Es misst die maximale Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft während der Ausatmung. Dies erlaubt Rückschlüsse auf die Weite der Atemwege.

Überprüfen Sie mit dem Peak-Flow-Meter regelmäßig selbst Ihre Lungenfunktion und tragen Sie Ihre Werte in ein Asthma-Tagebuch ein. Notieren Sie auch, ob und welche Atemwegssymptome Sie bei sich bemerken und wie ausgeprägt diese sind. Nehmen Sie Ihr Asthma-Tagebuch zum nächsten Arzttermin mit und besprechen Sie mit Ihrem Pneumologen, ob Ihr Asthma wirklich gut kontrolliert ist oder Ihre Therapie gegebenenfalls angepasst werden muss.

DIE PEAK-FLOW-AMPEL

Das Peak-Flow-Meter zeigt die maximale Ausatmungsgeschwindigkeit an und liefert Anhaltspunkte, ob sich Ihre Atemwege gerade stärker als üblich verengen. Ihr Arzt stellt fest, welches Ihr persönlicher Bestwert ist, an dem sich die Überwachung der Lungenfunktion orientiert.

Die Deutsche Atemwegsliga empfiehlt, regelmäßig den Peak-Flow-Wert selbst zu messen. Wenn Sie das Gefühl von Atemnot haben, ein Atemwegsinfekt vorliegt oder Ihre Medikamente gerade umgestellt wurden, sollten Sie Ihre Peak-Flow-Werte mehrmals am Tag messen. Mithilfe des Ampel-Systems (s. Abb. 1) können Sie Ihre aktuelle Situation besser einschätzen:

  • Stabile oder steigende Werte bedeuten, dass es Ihnen gut geht. Setzen Sie Ihre Medikamente aber keinesfalls ab, sondern wenden Sie diese regelmäßig weiter an.
  • Niedrige oder fallende Peak-Flow-Werte signalisieren Gefahr. Die Atemwege werden enger, die Stabilität der Atemwege verschlechtert sich. Kontaktieren Sie Ihren Arzt!

Abb. 1: Die Peak-Flow-Ampel ermöglicht eine Einschätzung, wie weit und stabil Ihre Atemwege aktuell sind. Bei fallenden Werten müssen Sie Ihren Arzt kontaktieren.

VERMEIDEN SIE AUSLÖSER

Asthma-Beschwerden können durch verschiedene Reize ausgelöst werden. Bei jedem Patienten sind diese Trigger andere. Vielen Auslösern kann man aus dem Weg gehen:

  • Nicht rauchen und auch Passivrauchen vermeiden
  • Schadstoffbelastungen vermeiden, z. B. am Arbeitsplatz
  • Auf Medikamente verzichten, die Asthma verschlechtern können. Beispielsweise reagieren manche Patienten empfindlich auf Acetylsalicylsäure („Aspirin“) oder auf Betablocker.
  • Schimmel und hohe Feuchtigkeit in der Wohnung bekämpfen
  • Bei allergischem Asthma die auslösenden Allergene wie z. B. Tierhaare oder Pollen möglichst meiden

GESUND LEBEN

Gesund leben ist in aller Munde. Egal ob mit oder ohne Asthma ist es wichtig, auf einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und körperlicher Aktivität zu achten. Wenn Sie sich zu einem aktiveren Lebensstil entschließen, ist es wichtig, langsam mit dem Training zu beginnen. Hören Sie auf Ihren Körper und übernehmen Sie sich nicht. Vielleicht finden Sie Gleichgesinnte in Ihrer Nähe, denn Bewegung macht gemeinsam mehr Spaß und man bleibt eher „am Ball“.

Bei Atemnot unter Belastung hilft die Inhalation des Notfallsprays, das eventuell auch vorbeugend vor Beginn der körperlichen Aktivität sinnvoll sein kann. Bewegung stärkt den ganzen Körper und ist gut für das seelische Gleichgewicht.

Reduzieren Sie Stress im Alltag so weit wie möglich. Rauchen Sie nicht und meiden Sie Räume, in denen geraucht wird – auch Passivrauchen schadet Ihrer Lunge.

ATEMÜBUNGEN UND ATEMGYMNASTIK

Bei Atemnot hilft die Atemtechnik der Lippenbremse. Eingeatmet wird dabei durch die Nase, ausgeatmet durch den Mund bei locker aufeinander liegenden Lippen. Dadurch strömt die Luft langsam heraus, das Ausatmen wird erleichtert, die Atemwege bleiben offener.

Zusätzlich machen bestimmte Körperstellungen die Atmung leichter, z. B. der Kutschersitz, die Torwartstellung, das Verschränken der Arme hinter dem Kopf im Sitzen oder das Abstützen der Arme am Geländer oder auf der Fensterbank.

Das betont langsame und tiefe Einatmen mit anschließendem kurzen Luftanhalten kann die Atemwege erweitern.

Die Kombination aus Lippenbremse, atemerleichternder Körperstellung und erlernter Einatemtechnik ist ein wesentliches Element der Selbsthilfe in alltäglichen Situationen von Atemnot.

Die Deutsche Atemwegsliga bietet in ihrem YouTube-Kanal ein Video zu Lippenbremse und entlastenden Körperhaltungen an.

Um die Atemmuskulatur zu stärken, können außerdem spezielle Übungen erfolgen, z. B. das Drehen des Oberkörpers bei seitlich ausgestreckten Armen im Stand bei ruhiger, langsamer Atmung, ggf. mit Lippenbremse.

Ein spezieller Lungensport kann Belastbarkeit, Muskelkraft und Lebensqualität bei Asthma verbessern. Speziell ausgebildete Übungsleiter leiten zu Übungen an, die auf die Bedürfnisse von chronisch lungenkranken Menschen abgestimmt sind. Fragen Sie Ihr Behandlungsteam nach Lungensport-Gruppen in Ihrer Nähe. Lungensport-Gruppen sind auch im Internet, z. B. im Lungensportregister der AG Lungensport der Deutschen Atemwegsliga, zu finden. 

Letzte Aktualisierung: 19.01.2022
MAT-DE-2000508-2.0-01/2022

REFERENZEN

Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga „Peak-Flow-Messung“ (Stand: Juli 2017)