Folgen des VHF
Vorhofflimmern geht mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher. Von allen Herzrhythmusstörungen verursacht Vorhofflimmern – mit steigender Tendenz – die meisten Krankenhaustage und somit auch steigende Ausgaben im Rahmen der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Zudem leiden viele Patienten mit Vorhofflimmern unter einer erheblich verringerten Lebensqualität.
Morbidität – Folgeerkrankungen und Komplikationen des Vorhofflimmerns
Folgeerkrankungen und Komplikationen bei Vorhofflimmern basieren in der Regel auf den myokardialen und hämodynamischen pathophysiologischen Alterationen des Vorhofflimmerns.
Wichtige Folgeerkrankungen des Vorhofflimmerns sind:
1. Thromboembolie und ischämischer Schlaganfall
Der ischämische Schlaganfall ist die häufigste schwerwiegende Folgeerkrankung. Von den jährlich 150.000 Schlaganfällen in Deutschland werden rund 15 Prozent (22.500 Fälle) auf Vorhofflimmern zurückgeführt. Für das Jahr 2050 geht man heute sogar von einem Vorhofflimmer-bedingten Anteil von 43.500 Schlaganfallpatienten aus.1 Der Schlaganfall ist mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen verbunden und führt zu hohen Folgekosten. Vorhofflimmern erhöht das Risiko für einen ischämischen zerebrovaskulären Insult nahezu um den Faktor 5.2
Abbildung modifiziert nach: Wolf et al, 1991
2. Tachykardie-induzierte Kardiomyopathie
Eine bei Vorhofflimmern anhaltend erhöhte ventrikuläre Herzfrequenz kann sowohl eine Mitralinsuffizienz verstärken als auch eine Tachykardie-induzierte Kardiomyopathie verursachen. Das Herz vergrößert sich und hat einen dünnen, geschwächten linken Ventrikel, einhergehend mit einer Reduktion der funktionellen Kapazität. Denkbare Mechanismen, die zu einer Tachykardie-induzierten Kardiomyopathie führen, könnten myokardiale Erschöpfung, Ischämie, anormale Calciumregulation und Remodelling sein.3
3. Herzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz ist eine wichtige Komplikation des Vorhofflimmerns. Insbesondere bei anhaltender Arrhythmie ohne Kontrolle der Kammerfrequenz kann als Folge eine schwere dekompensierte Herzinsuffizienz oder eine lebensbedrohliche Dekompensation einer ansonsten kompensierten Herzerkrankung eintreten.
Vorhofflimmern und andere Faktoren, welche die Arbeitslast des Myokards erhöhen, können eine bestehende Herzinsuffizienz verschlimmern oder ein Herzversagen auslösen. Andererseits kann ein Vorhofflimmern auch auf eine Herzinsuffizienz zurückzuführen sein oder durch diese verschlimmert werden (sog. „Circulus vitiosus“).4 Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern bestehen häufig gleichzeitig, und jede Erkrankung wirkt sich auf die andere im Hinblick auf Behandlung und Prognose negativ aus. Ursächlich für die Herzinsuffizienz bei Vorhofflimmern ist unter anderem die hohe Kammerfrequenz (>130 /min). Diese führt bei längerer Dauer zu einer Kardiomyopathie. Darüber hinaus kommt es zu einem Absinken des Herzzeitvolumens. Auf der anderen Seite führt die Herzinsuffizienz zu Umbauvorgängen im Vorhof und der Kammer. Es kommt zu bindegewebigem Umbau der Muskelschicht und einer Verlangsamung oder gar Unterbrechung der Erregungsleitung.
Circulus vitiosus aus Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz.
Abbildung modifiziert nach: Maisel WH et al. Am j Cardiol 2003;91(suppl)2D-8D
Vorhofflimmern führt zur Hospitalisierung
Von allen Arrhythmien verursacht Vorhofflimmern die meisten Krankenhaustage.5 Zudem haben Hospitalisierungen wegen Vorhofflimmerns in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.6 Etwa 70 Prozent der im Rahmen der Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern entstehenden Kosten entfallen auf stationäre Behandlungen.7
Abbildung modifiziert nach: Ringborg A et al. Europace 2008;10:403-411
Vorhofflimmern verringert die Lebensqualität
Viele Patienten mit Vorhofflimmern leiden unter einer erheblich verringerten Lebensqualität. Ein wichtiger Grund dafür ist das Risiko einer Symptomverschlechterung und einer verringerten Leistungsfähigkeit, das sie daran hindert, an normalen Tagesaktivitäten teilzunehmen8:
Abildung modifiziert nach: Dorian P et al. J Am Coll Cardiol 2000;36:1303-1309
Mortalität bei Vorhofflimmern erhöht
Die Mortalität von Patienten mit Vorhofflimmern ist bei Männern etwa um den Faktor 1,5 [95 % KI 1,2-1,8] und bei Frauen 1,9-fach [95 % KI 1,5-2,2] erhöht.10 Nach Angaben des Deutschen Herzberichts verstarben in 2015 19.265 Patienten an den Folgen von Vorhofflimmern. Nach wie vor auffallend ist die stark erhöhte Sterblichkeit von Frauen mit Vorhofflimmern in Deutschland im Vergleich zu Männern.11
Erhöhte Morbidität/Mortalität bei permanentem Vorhofflimmern:
Mit dem Voranschreiten der Erkrankung erhöhen sich sowohl das Morbididäts- als auch das Mortalitätsrisiko. Im Euro Heart Survey war die Mortalität von Patienten mit permanentem Vorhofflimmern (VHF) im Vergleich zu Patienten mit anderen VHF-Formen am höchsten (8,2% versus 3,5% bei paroxysmalem und 5,7% bei erstmalig diagnostiziertem Vorhofflimmern).12 Patienten mit permanentem Vorhofflimmern wiesen auch die höchste Morbidität auf: in dieser Gruppe kam es häufiger zu unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen wie Thromboembolien, Herzinsuffizienz oder Blutungen als in den anderen Gruppen. Eine frühzeitige Therapie mit dem Ziel, die Progression der Erkrankung hinauszuzögern, kann daher von entscheidender Bedeutung sein.
Letzte Aktualisierung: 13.09.2018