ASMD
ASMD (engl. Acid Sphingomyelinase Deficiency, dt. Saure Sphingomyelinase-Mangel) ist eine schwere, erblich bedingte Stoffwechselkrankheit, die zur Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten gehört. Mit einer geschätzten Häufigkeit bei der Geburt von 0,4 bis 0,6/100.000 gehört sie zu den seltenen Erkrankungen.
Die Ursache ist eine mangelnde Aktivität des Enzyms saure Sphingomyelinase (ASM). Dieses ist normalerweise in den Lysosomen von Zellen für den Abbau von Sphingomyelin verantwortlich. Der Mangel beruht auf einem Defekt im SMPD1-Gen, das den Bauplan für das Enzym enthält.
Infolge des ASM-Aktivitätsmangels kommt es zu einer Speicherung von Sphingomyelin in Leberzellen, sowie in Zellen des Monozyten-Makrophagen-Systems. Sie schwellen zu sogenannten „Schaumzellen“ an und lassen sich, abgesehen von der Leber, häufig auch in der Milz, Lymphknoten, Gehirn, Nieren und/oder Lunge nachweisen.
Hinweis: ASMD ersetzt die bisher gebräuchlichen Bezeichnung Morbus Niemann-Pick Typ A, A/B und B. Dadurch erfolgt eine eindeutige Abgrenzung gegenüber Morbus Niemann-Pick Typ C mit teilweise überlappender Symptomatik, aber anderer Ursache.
SYMPTOME
Typische Symptome von ASMD sind eine Vergrößerung der Milz und der Leber, eine interstitielle Lungenerkrankung, eine Verzögerung von Wachstum und Entwicklung sowie eine Verminderung der Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten). Bei einem Teil der Patienten ist auch das zentrale Nervensystem betroffen. Zusätzlich können weitere Organe beteiligt sein, darunter Augen, Herz und Blutgefäße, Knochen und Gelenke sowie das Verdauungssystem. Viele Betroffene berichten von chronischer Müdigkeit.
ASMD weist ein breites Krankheitsspektrum auf, das in drei Subtypen unterteilt wird, wobei die Übergänge fließend sind:
Typ A | Typ A/B | Typ B (häufigste Form) |
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Verlauf | infantil neuroviszeral | chronisch neuroviszeral | chronisch viszeral |
Auftreten | kurz nach der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten | Säuglingsalter bis Kindheit | kann in jedem Alter auftreten |
klinische Merkmale | Beeinträchtigung mehrerer Organe, schwerwiegende Störung des zentralen Nervensystems, rasches Fortschreiten der Erkrankung | betrifft wie Typ B mehrere Organe, verschlechtert sich langsamer als Typ A, variable Beteiligung des zentralen Nervensystems | betrifft mehrere Organe, verschlechtert sich langsamer als Typ A, geringe bis keine Beteiligung des zentralen Nervensystems |
Lebenserwartung | ca. 3 Jahre | zwischen Kindes- und frühem Erwachsenenalter | Erreichen des Erwachsenenalters |
häufige Todesursachen | Lungenerkrankung, Komplikationen durch Blutungen | Lungenerkrankung, Lebererkrankung | Lungenerkrankung, Lebererkrankung |
DIAGNOSTIK
Die Diagnose von ASMD ist einerseits eine Herausforderung und andererseits einfach. Die Herausforderung besteht darin, überhaupt eine so seltene Erkrankung in Betracht zu ziehen: Da deutschlandweit nur wenige Menschen an ASMD erkrankt sind, kennen sie viele Ärzte nur aus dem Lehrbuch und sie ist Ihnen im Praxisalltag nicht im Kopf präsent. Mitunter können die Symptome deshalb zunächst fälschlicherweise häufigeren Erkrankungen wie Tumoren, Atemwegserkrankungen oder auch anderen lysosomalen Speicherkrankheiten zugeordnet werden.
Besteht erst einmal der Verdacht auf ASMD, ist die Diagnose einfach: Mit einem einfachen Trockenbluttest lässt sich die Enzymaktivität der sauren Sphingomyelinase im Blut messen. Ist sie erniedrigt, ist die Diagnose damit gesichert. Zusätzlich erfolgt zur Bestätigung meist eine Analyse des SMPD1-Gens, zumal sich bei einigen Varianten der Verlauf voraussagen lässt.
Da die Erkrankung immer weiter fortschreitet, ist eine frühe Diagnose wichtig, um frühzeitig mit der Therapie beginnen zu können.
THERAPIE
Seit Kurzem ist für ASMD Typ A/B und Typ B eine spezifische Enzymersatztherapie verfügbar. Hierbei wird dem Körper eine biotechnologisch hergestellte Version des fehlenden Enzyms ASM regelmäßig per Infusion zugeführt. Ziel ist es, das bereits gespeicherte Sphingomyelin abzubauen und die Ablagerung von weiterem Speichermaterial zu verhindern. Da das infundierte Enzym die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und nicht in das Gehirn gelangen kann, kann die Enzymersatztherapie nur die viszeralen (= die Organe betreffenden), aber nicht die neurologischen Symptome von ASMD verbessern.
Letzte Aktualisierung: 30.09.2022